KAP. 47. WAJECHI - בראשית מז ויחי von Rabbi Samson Raphael Hirsch

28. Siebzehn Jahre lebte Jaakob im Lande Mizrajim, und es waren die Tage Jaakob’s, die Jahre seines Lebens: hundertsiebenundvierzig Jahre. 29. Jisrael’s Tage näherten sich zum Sterben, da ließ er seinen Sohn Josef rufen und sprach zu ihm: Wenn ich denn doch Gunst in deinen Augen gefunden habe, so lege doch deine Hand unter meine Hüf- te, und übe an mir Liebe und Wahr- heit: begrabe mich doch nicht in Mizra- jim! 30. Ich werde mich zu meinen Vätern legen, dann trage mich hinauf von Mis- rajim und begrabe mich in ihr Begräbniß. Er sprach: Ich werde nach deinem Worte thun. 31. Da sprach er: Schwöre mir. Da schwur er ihm, Und Jisrael bückte sich zum Kopfende des Bettes hin.


V. 28. ‏ויחי‎ schließt sich unmittelbar dem Vorhergehenden an, ohne die sonst gewöhnliche פרשה-Abtheilung. Wenn man bedenkt, daß die hiermit eingeleiteten siebzehn Jahre die einzigen waren, die Jakob ruhig durchlebte, sie somit, seinem ganzen vergangenen Leben gegenüber, als die eigentliche Blüthe desselben betrachtet werden dürften, so hätte man um so mehr erwarten können, deren Erzählung werde durch einen besondern Abschnitt hervorgehoben sein. Dessen Abwesenheit jedoch lehrt uns, daß diese siebzehn Jahre wohl individuell mitzählen, national jedoch gerade die minderbedeutenden waren, daß vielmehr die Jahre des getrübten, gedrückten Lebens, in welchen die Prüfung zu bestehen war, mitten im herbsten Jakob-Geschicke sich den Namen Jisrael zu erwerben und dessen würdig zu bleiben, diejenigen gewesen, in welchen Jakob seine ewige nationale Bedeutung errungen, und für welche die hier folgenden siebzehn Jahre nur den heiter lohnenden Abschluß bilden. Daher auch das eigenthümliche ‏.ויהי ימי‎ Jakob’s ganzes Lebensbild war ein einheitliches. ‏שני חייו‎ scheint, in Hinblick auf Jakob’s bescheidene Aeußerung über seinen Lebensinhalt, dieselbe wahrheitsgetreu rectificiren zu sollen. Es waren nicht blos ‏,מגוריו‎ die nur wenig ‏חיים‎ zählten, vielmehr waren alle Tage seiner Wanderschaft auf Erden Jahre wirklichen und wahrhaftigen Lebens. — Daß wir bei kleinen Zahlen das Gezählte im Plural, bei großen im Singular ausdrücken, hat vielleicht darin seinen Grund: bei einer kleineren Mehrheit stellen sich dem Auge und dem Gedanken die Einzelnen mehr in ihrer Individualität dar, während bei großer Anzahl sich mehr die Gesammtsumme hervorstellt, die den gemeinsamen Charakter der gezählten Objekte trägt. Wir sagen: ‏חמשה אנשים‎ und ‏,עשרים איש‎ »fünf Männer« und »zwanzig Mann«.