Der Bauplatz.

Beide Quellen stimmen darin überein, dass David die Bundeslade nach der Davidsstadt d. i. nach dem Zion überführt5) und dass S. sie später von dort in das Allerheiligste des Tempels auf dem Moria6) hat bringen lassen7). Aber die Chronik sucht nach einem Motiv, warum S. den Tempel gerade auf dem Moria erbaut hat; da bietet ihr die Geschichte von der Volkszählung unter David und ihren Folgen eine willkommene Handhabe. Im zweiten Buche Samuel8) lesen wir, wie David, von Gott versucht, angeblich wider das göttliche Gebot sein Volk zählen lässt, wie zur Strafe dafür eine Pest in Israel wütet, der Gott erst Einhalt gebietet, als der Todesengel bei der Trenne des Jebusiten Arawna9)
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5) 11 Sam. VI, 12 ff. I Chr. XIII, XV, 1—3, 25 ff. XVI.
6) Dieser Name findet sich übrigens nur II Chr. III, 1 und in der Geschichte von Isaaks Opferung, die an den Tempelberg anknüpft (Gen. XXII, 2).
7) I Ko. VIII, 1 ff. II Chr. V, 2ff. — 8) cap. XXIV.
9) Die Schreibung des Namens schwankt. I Chr. XXI und II, 3 V. 1 hat אָרְנָן, dagegen II Sam. XXIV: אֲרַונָה, im Ketib auch אֲרַיְנָה od. ‏ארִנְיָה‎ (ib. V. 18) und הָאֲנִרְנָה (ib. V. 16). In der späteren jüdischen Literatur ist es dann bei ארנן geblieben.


steht, und wie endlich der König auf des Propheten Geheiss in dieser Tenne einen Altar errichtet. Der Chronist nimmt diese Erzählung, die in der legendarischen Nachschrift zur Davidgeschichte ihren Platz findet,1) begierig auf, jedoch nicht ohne charakteristische Aenderungen. Nicht Gott kann David zur Sünde gereizt haben, sondern allein der Satan;2) der Prophet wird von einem Engel über seinen Auftrag belehrt,3) Gott erhört den opfernden David im Feuer vom Himmel,4) er lässt den Engel sein Schwert wieder in die Scheide stecken,5) und schliesslich bestimmt der König den Ort, wo er so gnadenvoll erhört worden war, für »das Haus des ewigen Gottes« und den »Ganzopferaltar Israels«.6) Nicht überall, wo der Text der Chronik von dem des Samuelbuches abweicht, lässt sich von einer Tendenz reden; es spricht vielmehr alles dafür, dass der Chronist eine andere Vorlage benutzt hat.7) Aber die Verknüpfung dieser Legende mit der Geschichte des Tempelbaues, die er auch unmittelbar darauf8) folgen lässt, ist doch wohl auf seine Rechnung zu setzen. Er weiss auch geschickt nach rückwärts anzuknüpfen, nämlich an das Stiftszelt, das er auf die Opferhöhe von Gibeon verlegt,9) um dadurch später S. von der Sünde des Höhenkultus reinzuwaschen10).
Wie die arabische Sage die legendarischen Bestandteile der Bibel aufgreift und in ihrem Geschmacke weiter ausbaut, davon liefert die Wiedergabe der Geschichte von der Pest bei Ta‘labi ein Beispiel.11)
Es sagt Gott der Erhabene: »Gelobt sei, der des Nachts hat reisen lassen seinen Knecht von der heiligen Moschee (in Mekka) nach der Omar-Moschee (in Jerusalem).«12) Und ferner sagt der Erhabene: »Und wir brachten ihn (Abraham) und Lot in das Land, in dem wir die Geschöpfe segneten«,13) nämlich mit Wasser, Bäumen und Früchten. Man sagt, dass alles gute Wasser14)
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1) II Sam. XXIII f. — 2) I Chr. XXI, 1. — 3) ib. V. 18.
4) ib. V. 26. — 5) ib. V. 27. — 6) I Chr. XXI, 1.
7) vgl. das Wichtigste: Nowack, Handkomm. z. A. T. z. St.
8) cap. XXII. — 9) XXI, 29. I Chr. XVI, 89. — 10) II Chr. I, 3, 13.
11) عرائس المجالس gedr. Kairo 1306 H. S. 268, Ms. Pet. I 197 f. 215b; Ms. Spr. 90 enthält unsere Erzählung nicht.
12) Sure XVII, 1. — 13) Sure XXI, 71.
14) Ms. Pet. fügt hinzu: »auf Erden«.


unter dem Fuss des Felsens hervorkomme, welcher am Heiligtum ist,1) indem es vom Himmel auf ihn herabfällt. Dann verteilt es sich auf der Erde. Und das bedeutet der Ausspruch des Erhabenen: »in dem wir die Geschöpfe segneten.« Es überliefert Halid b. Ma‘dan i. N. des ‘Ibada b. Essamit: er sagt: Es sagte der Gesandte Gottes, G. s. u. b. ihn: der Felsen des Heiligtumes ruhte auf einer Dattelpalme des Paradieses, und diese Dattelpalme stand an einem Strom des Paradieses; an diesem Strome reihen ‘Asija,2) Tochter des Mazacham, und Mirjam, Tochter Amrams, Gott sei ihnen gnädig, den Perlenschmuck der Paradiesbewohner bis zum Tage der Auferstehung auf. Was nun den Anfang der Erbauung des Heiligtums und die Beschreibung seines Baues betrifft, so liegt die Sache nach der Darstellung kluger Leute in den Chroniken also: Gott der Erhabene hatte die Nachkommenschaft Abrahams gesegnet, bis er sie so zahlreich werden liess, dass sie nicht gezählt werden konnte. Nachdem nun die Zeit Davids, Friede mit ihm, gekommen war, blieb er unter ihnen lange Zeit im Lande Palästina, während sie sich täglich stark vermehrten. Da wunderte sich David über ihre Menge und wollte die Zahl der Kinder Israel wissen. Er befahl also sie zu zählen und schickte die Obersten und Häuptlinge mit diesem Auftrage aus, ihm zu berichten, was bei ihrer Zählung herauskäme. Da zählten sie lange Zeit, bis sie schwach wurden. Gott aber sandte Gabriel, Friede mit ihm, und der offenbarte ihm: O David, du weisst, dass ich deinem Vater Abraham am Tage, da ich ihn seinen Sohn opfern hiess und er es geduldig ertrug und meinen Befehl vollzog, versprochen
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1) Vielleicht ein Analogon zu dem Brunnen Zamzam in Mekka, s. Wellh.: Reste arab. Heidentums S. 76, Stade: Geschichte des Volkes Israel I, 334. Abrabanel zu I Kö. VI, 19 referiert eine Tradition, der zufolge unter dem Tempel ein unterirdisches geheimes Gemach sich befunden haben soll.
2) Die Sure XXVIII, 8 erwähnte Frau des Pharao, identisch mit der Tochter des Pharao, die den jungen Mose gefunden und zu sich genommen hat; vgl. Tabarl, Annales I, 445 und Ibn el-Atir I, 119. Im Midrasch heisst sie nach I Chr. IV, 18 בתיה (s. Geiger: Was hat Moh. aus dem Judentum aufgenommen? 2. Auflage. 1902. S. 154) und wird unter denjenigen Personen aufgezählt, die lebend ins Paradies eingingen: Jalk. Pent. § 76, Ez. § 367, vgl. Grünbaum: Neue Beiträge ... S. 153 ff. Sure LXVI, 11 f. wird sie neben Mirjam als Muster der Gottesfurcht aufgeführt.


habe, dass ich ihn segnen wollte mit seinen Nachkommen, bis sie so zahlreich würden wie die Sterne des Himmels,1) und dass ich sie so machen würde, dass man sie nicht mehr zählen könnte.2) Du aber willst ihre Zahl wissen. Siehe, nur ich kann sie zählen. Nun habe ich geschworen, dass ich sie heimsuchen werde, so, dass ihre Zahl kleiner wird und dein Staunen über sie und ihre Menge schwindet. So wählet3) denn: Soll ich euch mit Hungersnot und Dürre drei Jahre lang heimsuchen, oder soll ich eure Feinde drei Monate über euch herrschen lassen oder drei Tage den Tod?4) Da versammelte David die Kinder Israel und teilte ihnen mit, was Gott der Erhabene ihm geoffenbart hatte, und liess ihnen die Wahl darin.5) Sie sprachen zu ihm: Du weisst am besten, was leichter für uns ist, denn du bist unser Prophet; so entscheide du für uns. Nur freilich haben wir für die Hungersnot keine Geduld, und die Herrschaft der Feinde ist eine schmachvolle Sache. Muss es denn sein und gibt es keinen Ausweg, so sei es der Tod, weil er in Seiner und keines anderen Hand ist.6) Da befahl ihnen David, sich auf den Tod vorzubereiten. Und sie wuschen sich und salbten sich und legten die Leichengewänder an und traten auf den Platz des späteren Heiligtums hinaus mit Kindern und Frauen. Und weiter befahl er ihnen, Gott den Erhabenen anzurufen7) und sich vor ihm zu demütigen, ob er sich ihrer erbarmte. Gott aber schickte zu ihnen die Pest und sie raffte von ihnen Tag und Nacht viele Tausende hinweg, deren Zahl man nicht wusste und mit deren Bestattung man erst einen Monat8) nach ihrem Tode fertig wurde. Nachdem sie aber am zweiten Tage früh aufgestanden waren, warf sich David, Friede mit ihm, anbetend vor Gott dem Erhabenen nieder, sich vor ihm zu demütigen, und sprach: »O Herr, ich trinke den sauren
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1) Ms. »zahlreicher als«. — 2) s. Gen. XXII, 17. — 3) Ms. »wähle«.
4) Fast wörtlich nach II Sam. XXIV, 13, wo freilich von sieben Jahren Hungersnot gesprochen wird; vgl. aber LXX dazu und die weiter ausgeführte Stelle I. Chr. XXI, 12.
5) Ms. »und wie er ihm die Wahl gelassen hatte«,
6) vgl. II Sam. XXIV, 14, I Chr. XXI, 13, wo David selbst die Worte spricht.
7) Nach Chr. I. c. V. 16 fallen David und die Aeltesten, in Säcke gehüllt, nach dem Wüten der Pest vor Gott nieder.
8) Ms. »zwei Monate«.


Essig, und die Kinder Israel sollen stumpfe Zähne bekommen?«1) Er meint: Ich habe gesündigt, und die Kinder Israel sollen die Strafe bekommen? »Was es auch sei, auf mich lass es kommen und halte es fern von den Kindern Israel!«2) Da erhörte Gott sein Gebet und nahm von ihnen die Pest und hob von ihnen den Tod. Und David, Friede mit ihm, sah die Engel ihre Schwerter ziehen,3) und sie steckten sie in die Scheide4) und stiegen auf einer goldenen Leiter auf dem Felsen des Heiligtums nach dem Himmel hinauf. Da sprach David zu den Kindern Israel: Gott der Erhabene hat euch eine Wohltat erwiesen und sich eurer erbarmt; so sagt ihm unverzüglich Dank. Sie sprachen: Wie befiehlst du uns? Er erwiderte: Ich befehle euch, auf diesem Boden, auf dem Gott sich eurer erbarmt hat, eine Moschee zu gründen, in der bei euch und euren Nachkommen niemals die Anbetung des erhabenen Gottes aufhört. Da machte sich David an ihre Erbauung. Als sie jedoch mit dem Bau beginnen wollten, kam ein braver armer Mann, der erproben wollte, wie ernst es ihnen mit ihrem Bauen wäre. Er sprach zu den Kindern Israel: Ich habe darauf einen Platz, den ich brauche, und ihr dürft mir nicht mein Recht rauben. Sie entgegneten: O du da, welcher einzige unter den Kindern Israel hat nicht ein gleiches Recht auf diesen Boden wie du? Sei also nicht der Geizigste der Menschen und bedränge uns darin nicht. Er aber sprach: Ich kenne mein Recht, und ihr kennt euer Recht nicht. Da sagten sie: Was willst du, dass du zufrieden bist;5) sonst nehmen wir es dir mit Gewalt. Er sprach zu ihnen: Findet ihr das der Weisheit Gottes und der Weisheit Davids angemessen? So brachte er seine Sache vor David, Friede mit ihm, und der entschied: Willfahret ihm! Sie fragten: Für wieviel sollen wir es von ihm nehmen, o Prophet Gottes? Sagte er: Nehmet es für
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1) Ezechiel XVIII, 2, vgl. Jer. XXXI, 29. Der Verfasser hat offenbar das Sprüchwort gehört und daran Gefallen gefunden. Das Ms. hat dafür: »Ich bin ein ausgemachter Sünder, und die Kinder Israel kommen um?« Es scheint jedoch ein Schreibfehler vorzuliegen, denn in dieser Fassung bedürfen doch Davids Worte nicht mehr der darauf folgenden Erklärung.
2) vgl. II Sam. XXIV, 17. I Chr. XXI, 17.
3) Chr. ib. V. 16. — 4) Chr. ib. V. 27.
5) Ms. »Entweder du bist's zufrieden und iässt es dir gefallen«.


100 Schafe!1) Sprach der Mann: Mehr, o Prophet Gottes! Sagte David: Nehmet es für 100 Rinder! Sprach der Mann: Mehr! Sagte er: Für 100 Kamele. Sprach er: Mehr, o Prophet Gottes! Denn du kaufst es nur für Gott den Erhabenen, und Gott ist freigebig und geizt nicht. Da sagte David: Da du das sagst, so bestimme selbst, und ich will es dir geben. Er sprach: Kaufe es für einen Garten, der ihm gleich ist an Oliven, Datteln und Trauben. Sagte er: Gut. Sprach der Mann: Du kaufst es für Gott den Erhabenen und darfst nicht geizig sein. David entgegnete: Fordere, was du willst.2) Sprach jener: Du bist edler gegen Gott als ich; jedoch baue nur rings darum eine hohe Mauer, dann fülle ihn mit Gold3) und wenn du willst, mit geprägtem Geld. Sagte David: Das ist leicht zu machen. Da wandte sich der Mann zu den Kindern Israel und sagte zu ihnen: Das ist der aufrichtige Büsser. Dann sagte er zu David: O Prophet Gottes, möchte Gott mir eine einzige Sünde verzeihen; das ist mir lieber als alles, was du mir gibst; jedoch, ich habe euch auf die Probe stellen wollen. Da beeilten sie sich mit dem Bau des Heiligtums. Und dies geschah nach den Berichten im zwölften Jahre der Regierung Davids. David selbst trug die Bausteine auf dem Rücken herbei und ebenso die Edelsten der Kinder Israel, bis sie ihn (den Tempel) eine Elle hoch gerichtet hatten und schwach wurden. Und es offenbarte ihm Gott der Erhabene: Siehe, dies ist ein geheiligtes Haus, und du bist ein Mann, der Blut vergossen hat, und eignest dich nicht zu seinem Erbauer.4) Jedoch dein Sohn, den ich nach dir zum König mache, S.5), den werde ich vor Blutvergiessen bewahren6) und in seine Hände werde ich die Vollendung des Heiligtums legen, doch soll die Ehre und das Gedächtnis und der Lohn davon dir verbleiben. Da beteten sie darin eine Zeit lang, bis David, Friede mit ihm, starb. Und S. wurde sein
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1) Ms. »Denare. Sprach er: Mehr, o Prophet Gottes! Sagte dieser: Für 100 Schafe u. s. w.«
2) Ms. »oder ich selbst will dich wählen lassen«.
3) Ms. nur: »eine hohe ragende Mauer«.
4) vgl. I. Chr. XXII, 7. XXVIII, 3.
5) Ms. »und den ich Salomo nennen werde«.
6) Etymologie wie I Chr. XXII, 8; vgl. z. Stelle ib. V. 9 u. XXVIII, 6.


Nachfolger. Da befahl ihm Gott der Erhabene, das Heiligtum zu vollenden.1)
Der arabische Erzähler zeigt sich mit der biblischen Vorlage wohlvertraut. Die Grundzüge sind gewahrt. David sendet die Obersten aus,2) das Volk zu zählen, das Volk ist überaus zahlreich, Gott lässt dem reuigen König die Wahl in den drei Strafen, drei Jahre Hungersnot oder drei Monate Feindesherrschaft oder drei Tage Pest, Gott sendet die Pest, sie rafft zahlreiche Menschenleben fort und erlischt erst auf Davids Bitte; endlich sieht David die Engel auf dem Tempelberg ihrer Heimsuchung Einhalt tun und bestimmt den Platz zum Gotteshause. Aber auch wesentliche Unterschiede sind nicht zu verkennen. Auf der einen Seite sind es Uebertreibungen; das Volk ist so zahlreich, dass die Zähler nicht zu Ende kommen, in Jerusalem sind die Leute für den Tod gerüstet, die Bestattung der Toten währt einen Monat, bzw. zwei, und David selbst trägt mit den Edelsten des Volkes die Bausteine auf dem Rücken herbei. (Wie von Omar berichtet wird, er habe beim Bau der Omarmoschee selbst Hand angelegt). Andererseits werden Züge korrigiert: Nicht David, sondern das Volk, welches ja die Heimsuchung treffen soll, hat zu wählen; nicht der Prophet befiehlt dem König, sondern dieser dem Volke, aus Dankbarkeit gegen Gott die heilige Stätte zu errichten; die heilige Stätte ist nicht ein Altar, sondern schon der spätere Tempel, dessen Vollendung nur S. vorbehalten ist. Neu ist schliesslich die Motivierung: David wundert sich über das grosse Volk und möchte seine Zahl erfahren. Damit greift er in den Plan Gottes ein, der geschworen hatte, Abrahams Nachkommen zu mehren wie die Sterne des Himmels, und muss zur Strafe das grosse Volk beträchtlich vermindert sehen. Eine gleiche Motivierung der Schuld findet sich im Midrasch;3) in der Bibel fehlt sie völlig. In dem frommen
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1) Ms. »zu bauen«.
2) Nach II Sam. XXIV, 4, während nach I Chr. XXI, 4 ff. Joab allein geht.
3) Jalk. zu II Sam. XXIV. Ta. כי תשא wendet Mose gegen die Zählung des Volkes dasselbe ein. Andere meinen, die Seuche sei die Strafe dafür gewesen, dass David von den Gemusterten nicht den halben Schekel erhob, wie es Ex. XXX, 12 heisst: »Wenn du die Gesamtzahl der Israeliten, soweit sie gemustert werden, aufnimmst, sollen sie Mann für Mann dem Ewigen ein Lösegeld zur Deckung ihres Lebens geben, wenn man sie mustert, damit


Manne, der die Israeliten auf die Probe stellen will, ist Arawna kaum wieder zu erkennen; dieser ist vielmehr der rechtmässige Besitzer des fraglichen Platzes und bietet ihn samt den erforderlichen Opfern dem König unentgeltlich an, bis er auf Davids Drängen beides um fünfzig Silberschekel1) verkauft; der Chronik ist freilich der Preis viel zu gering. David muss 600 Goldschekel2) dafür gegeben haben. Der sonderbare Heilige der arabischen Legende dagegen erhebt, wenn auch nur zum Scheine, Anspruch auf den allen gemeinsamen Platz und setzt durch seine immer höheren Forderungen Davids Opferwilligkeit in ein glänzendes Licht. ZamahSari3) und Baidawi4) kommentieren Sure XXXIV, 13 dahin, dass David vor seinem Tode den Weiterbau des Tempels testamentarisch seinem Sohne S. aufträgt; er selbst hat den Grundstein an der Stelle des früheren Stiftszeltes gelegt.5) Das Kitab ‘umdat-el-'arifin6) lässt bereits Seth das Heiligtum bauen.7)
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nicht eine Plage über sie komme .. .« Dies die Auffassung von Pes. שקלים ed. Buber S. 18b und Josephus Ant. XVII, 13, der in seiner Ausdeutung der Geschichte so viele Berührungen mit dem Midrasch hat. Wieder andere meinen: Eine Zählung, die nicht nottut, führt nur zur Verminderung, und exemplifizieren auf Moses und Davids Zeit (Bam. R. II, 17, Pes. dRK. I. c. und Jalk. I. c.) oder fordern, dass Gott die Zählung anordnet, was nach der Chronik bei Davids Volkszählung nicht der Fall war (Pes. R. X geg. Ende). In einer sinnigen Geschichte, deren Quelle mir leider nicht auffindbar war, erzählt Berth. Auerbach von zwei Brüdern, deren rührende Liebe S. zur Wahl des Bauplatzes bestimmte, vgl. Gut »Für unsere Jugend«, Frankfurt a. M. 1911, S. 56.
1) II Sam. XXIV, 24.
2) I Chr. XXI, 25. Arawnas Persönlichkeit ist schon in der Bibel etwas unklar: er wird II Sam. XXIV, 23, wohl nur durch einen Irrtum, zum König gemacht, I Chr. XXI, 20 sieht er statt den König den »Engel« und seine vier Söhne mit ihm sich verstecken (!). המלאך ist natürlich in המלך zu korrigieren, II Sam. XXIV, 20 u. LXX.
3) Calcutta 1856 II, 1154. — 4) ed. Fleischer II, 140.
5) ebenso Ta’rih al hamis fi ahwal nafs nafis von Husain b. M. b. al Hasan ad Dijarbekri (st. nach 1574) S. 285.
6) S.-S. 25 f., 34.
7) f. 88a Seth als Gründer scheint in späteren Legenden eine beliebte Figur. Kisa i Spr. 86 f. 227 b f. schreibt ihm die Gründung zweier Städte zu.