4. Abschnitt - Üeber das Händewaschen

1. Man wasche sich die Hände (des Morgens) und spreche den Segen darüber: gelobet seist du Ewiger. unser G’tt, König der Welt, der du uns durch deine Gebote geheiligt und uns Händewaschen geboten hast. (Man spreche auch zugleich den Segen, den man sprechen muss, wenn man ein Bedürfnis verrichtet hat, wenn dies auch nicht der Fall war.) Wasser, welches man nicht zum Händewaschen vor der Mahlzeit nehmen darf, darf man doch zum Händewaschen des Morgens vor dem Gebet nehmen, Einige Rabbiner sagen aber, dass man über solchem Wasser den Segen nicht sprechen darf. Man soll genau darauf halten, dreimal das Wasser über jede Hand zu gießen, damit der böse Geist der des Nachts auf dieselbe gekommen ist der sich davon entferne. Vor dem Händewaschen darf man den Mund, die Nase, die Augen und die Ohren nicht berühren. Selbst nach dem Händewaschen soll man sich nicht in dem After fühlen, um Öffnung zu erregen, weil dies schädlich ist; wenn man zur Ader gelassen hat, soll man die Wunde aus eben dem Grunde nicht berühren. Ungewaschen darf man kein Fass Bier berühren. Es bedarf des Morgens vor dem Gebet keines (Logs) Viertel Wasser zum Händewaschen. Es ist gut, wenn man beim Händewaschen des Morgens alles beachtet, was man beim Händewaschen vor dem Essen tun muss. Man halte die Hände über einem Gefäße und gieße das Wasser auf dieselben, aber nicht auf die Erde. Das Wasser, worin man sich die Hände gewaschen hat, darf nicht wieder benutzt, auch nicht im Hause oder auf einem öffentlichen Ort ausgegossen werden. Man nehme das Gefäß mit Wasser in die rechte, und gebe es in die linke Hand, und begieße die rechte Hand zuerst u.s.w. Man darf kein Wasser von jemanden annehmen, der sich des Morgens noch nicht gewaschen hat.
 Wenn Jemand des Morgens die Hände in ein Gefäß mit Wasser getaucht hat, so ist dies wohl genügend um das Schma zu lesen und um zu beten; der unreine Geist ist aber dadurch noch nicht von den Händen beseitigt. hat man die Hände dreimal, jedes Mal in einem anderen Gefäß mit frischem Wasser gewaschen, so ist‘s ungewiss, ob der böse Geist dadurch von den Händen beseitigt ist (das Wasser muss über jede Hand dreimal gegossen werden). Hat Jemand die ganze Nacht gewacht, so ist‘s ungewiss, ob er sich des Morgens die Hände waschen müssen (er soll es tun, ohne den Segen dabei zu sprechen). Stand Jemand vor Erscheinen der Morgenröte auf, und wusch die Hände, so soll er, wenn es Tag wird, selbe noch einmal waschen, um den bösen Geist von denselben wegzutreiben, aber ohne den Segen zu sprechen. Schlief Jemand bei Tage, so ist‘s ungewiss, ob er beim Erwachen die Hände dreimal begießen müsse (er soll es ohne Segenspruch tun). David (der König) nahm sich in Acht, bei tage so lange zu schlafen, als 60 Atemzüge dauern, damit er nicht den Vorgeschmack des Todes empfinde! Einige haben den Gebrauch, sich auch den Mund des Morgens mit Wasser zu reinigen. Nach folgenden Verrichtungen muss man sich waschen: wenn man vom Bette aufsteht, beim Weggehen aus dem Aborte oder aus dem Bade, wenn man sich die Nägel schneidet, wenn man die Schuhe auszieht, wenn man die entblößten Füße  berührt, wenn man sich den Kopf kratzt; nach einigen Rabbinern auch, wenn man zwischen Toten (auf dem Friedhofe) geht oder gar einen Toten berührt, wenn man sich laust, nach der Beiwohnung, wenn man eine Laus und wenn man mit der Hand den bloßen Körper berührt. Wer Solches tut und wäscht sich nicht, vergisst, was er gelernt hat, wenn er ein Gelehrter ist, und ist er kein Gelehrter, so wird er verrückt. Wer sich an den Schultern (Arme) zur Ader lässt und wäscht sich nicht die Hände gleich, der bleibt sieben Tage, nach dem Haarescheehren drei Tage, nach dem Nägelschneiden einen Tag lang in beständiger Angst, ohne dass er angeben kann, wovor er sich fürchtet. Wer sich das Gesicht wäscht und trocknet solches nicht recht ab, der erhält Risse oder Grind im Gesicht; das Heilmittel dafür ist: sich fleißig mit aqlc Szilka (Blitumwasser, bereitet von Erdbeer-Spinat oder auch mit Brühe von Essig und Salzfischen) zu waschen. Beim Gebet und beim Essen muss man sich in Acht nehmen, Schenkel und Lenden und überhaupt bedeckte Teile des Körpers, die schweißig sind, zu berühren; auch soll man sich nicht den Kopf kratzen, wohl aber kann man alle unbedeckten Stellen am Kopf, Arme und Körper berühren. Hat man kein Wasser, so kann man die Hände mit Sand, mit Erde oder mit allem Anderen, was reinigt, abwischen. Der Segenspruch muss aber alsdann heißen R e i n i g e n der Hände nicht W a s c h e n; dies ist auch nur genügend, um dann beten zu dürfen, aber nicht, um den bösen Geist von den Händen zu treiben, dazu ist (wie schon erwähnt) erforderlich, dreimal jede Hand mit Wasser zu begießen. Das Händewaschen ist nur erforderlich um das Schma zu lesen und das Gebet zu verrichten, aber nicht, um die Morgensegensprüche zu sagen; liegt man noch im Bett nackt ohne Hemd so  darf man  den  Namen G’ttes nicht  sprechen bis die Hände gereinigt sind.