KAP. 18. Jitro - שמות יח יתרו von Rabbi Samson Raphael Hirsch

Kap. 18. V. 1. Jithro, Priester zu Midian, Mosche's Schwiegervater, hörte Alles, was Gott für Mosche und für sein Volk Jisrael gethan, daß Gott Jisrael aus Mizrajim geführt. 2. Da nahm Jithro, Mosche’s Schwiegervater, Zippora, Mosche’s Frau, nachdem sie wieder heimgeschickt worden war, 3. und ihre beiden Söhne, deren Einer Gerschom hieß, denn er hatte gesprochen: Fremdling war ich in einem mir fremden Lande, 4. und der Andre Elieser: denn meines Vaters Gott ist in meiner Hilfe und hat mich von dem Schwerdte Pharao’s gerettet. 5. Es kam Jithro, Mosche’s Schwiegervater und seine Söhne und seine Frau zu Mosche, in die Wüste hin, in welcher er lagerte, bis zum Gottes-Berge. 6. Er ließ Mosche sagen: Ich, dein Schwiegervater Jithro, komme zu dir und deine Frau und ihre beiden Söhne mit ihr. 7. Da ging Mosche seinem Schwiegervater entgegen, bückte sich und küßte ihn, sie fragten Einer nach des Andern Wohl und gingen in's Zelt. 8. Mosche erzählte seinem Schwiegervater Alles, was Gott an Pharao und an Mizrajim in Veranlassung Jsrael's gethan; alle die Mühseligkeit, die sie auf dem Wege getroffen und wie Gott sie gerettet. 9. Jithro freute sich über all das Gute, welches Gott an Jisrael gethan, daß Er es aus der Hand Mizrajim’s gerettet, 10. und es sprach Jithro Gesegnet sei Gott, der Euch aus Mizrajim’s Hand und aus Pharao’s Hand gerettet, der das Volk aus dem Joche der Hand Mizrajim’s gerettet! 11. Jetzt habe ich erkannt, daß Gott größer als alle Götter ist; denn ich erkannte ihn gerade in dem, was sie über sie Böses ersonnen hatten. 12. Jithro, Mosche’s Schwiegervater, weihte Gott ein Emporopfer und Mahlopfer, und Aharon, sowie alle Aeltesten Jisrael’s, kam mit dem Schwiegervater Mosche’s vor Gott zu speisen. 13. Am andern Tage saß Mosche das Volk zu richten, und es stand das Volk um Mosche von dem Morgen bis zum Abend. 14. Mosche's Schwiegervater sah Alles, was er dem Volke leistete und sprach: Was ist dies, dass du dem Volke leistest? Warum sitzest du allein, und das ganze Volk steht um dich, von Morgens bis Abends? 15. Mosche erwiederte seinem Schwiegervater: Es kommt das Volk zu mir, Gott zu suchen. 16. Wenn sie ein Anliegen haben, kommt es zu mir. Ich habe zu richten zwischen dein Einen und seinem Nächsten. Ich habe die Gesetze Gottes und seine Lehren bekannt zu machen. 17. Mosche's Schwiegervater sagte zu ihm: Was du thust ist nicht gut. 18. Du mußt nothwendig ermüden, du sowohl, als auch dieses Volk, das bei dir ist; denn die Sache ist dir zu schwer, du kannst sie nicht allein ausführen. 19. Nun höre aus meine Stimme, ich rathe dir und Gott wird mit dir sein: sei du für das Volk Gott gegenüber und bringe die Anliegen zu Gott;

V. 19. ‏,ויהי אלקי’ עמך‎ mein Rath enthält nichts von Gott zu Misbilligendes, Nichts, wofür du nicht auf Gottes Beistand rechnen dürftest. — ‏,היה וגו‎ sei du für das Volk Gott gegenüber, d. h. vertritt du das Volk vor Gott, und wenn sie durch dich Belehrung und Hilfe von Gott suchen, so bringe du ihr Anliegen vor Gott. Dies ist eine Funktion, in welcher dich kein Anderer vertreten kann. Ebenso

20. und du mußt ihnen auch die Gesetze und die Lehren beleuchten, und ihnen ben Weg bekannt machen, in welchen sie eingehen, und das Thun, das sie vollbringen sollen;

V. 20. ‏.והזהרתה‎ Es ist hier das einzige Mal, daß ‏הזהיר‎ mit doppeltem Accusativ vorkommt. Es steht entweder absolut: ‏והזהיר את העם‎ Jechesk. 33, 3. oder: ‏להזהיר‎ ‏רשע מדרכו‎ (33, 8.) und heißt in beiden Fällen offenbar: warnen, so wie im Nifal ‏,הזהר ,נזהר‎ sich warnen lassen. Von andrer Seite heißt ‏זהר‎ entschieden: Helle, Lichtglanz, und ‏:הוהיר‎ Hellung verbreiten, ‏והמשכילים יזהירו כזהר הרקיע‎ (Daniel 12, 3.). Es ist ‏verw. ‎mit ‏,צהר‎ wovon ‏,צהרים‎ der Mittag. Es muß somit ‏הזהיר‎ wohl einen Gegenstand für Jemanden beleuchten heißen, der ihn sonst nicht geschen, nicht beachtet ‏hätte.‎ Daher auch wohl der doppelte Accusativ: machen, daß ein Gegenstand Strahlen erhalte und diese Strahlen in das Auge eines Menschen fallen. Allso hier: machen, daß die Gesetze und Lehren ihnen hell in’s Auge leuchten und sie ihnen so wichtig werden, daß sie sich vor Verletzung derselben hüten; ‏,והזהרתה‎ das mußt du selber thun, also die warnende Mittheilung der Verbote, ‏,והודעת להם וגו die Mittheilung der Gebote.

Baba Mecia 30 b werden diese Sätze erläutert. דרך ist ‎überall die Bewegung zu einem Ziele, somit das Streben zur Erreichung eines Zweckes und bezeichnet im Gebiete der Lebensthätigkeiten in der Regel die indivi‎duelle Erwerbs- und die individuelle Genussesthätigkeit, von denen die Reinheit des sittliches ‎Wandels bedingt ist. Hier wird nun die Belehrung hierüber also begriffen: Lehre du sie‏ ‎dieses sonst nur selbstsüchtige Streben der Sorge für die eigene Existenz und Wohlfahrt‏ ‎also, daß nicht nur damit die liebesthätige Sorge für die Wohlfahrt der Mitmenschen bestehe, sondern, daß das Liebesrwirken für Andere ganz eigentlich das Ziel der Sorge für das eigene Selbst werde, Jeder nur für sich um des Andern Willen, ja, sie diese Liebesthätigteit mit Hintenansetzung ihrer eigenen Erhaltung (z. B. Krankenpflege selbst auf Gefahr der Ansteckung ‏בקור חולים לבן גילו‎ ) - der eigenen Ehre (z. B. Leistungen für Leichenbestattnng und Begräbniß, die man sonst aus Rücksicht für den eigenen Stand und sein Alter nicht leisten würde קבורה לזקן ואינו לפי כבודו‎ ) erfüllen möge. Sich selbst überlassen sieht der unerleuchtete Mensch als Ziel seines ‏,דרך‎ seines irdischen Wandels, nur den eigenen Vortheil und das eigene Wohl. ‏והודעת להם‎, von dir aufgeklärt, wird er sein Dasein und seine Erhaltung auf Erden nur für das Wohl Anderer begreifen, wird er den ‏דרך‎ für ‏בית חייו‎ nur in ‏גמילות חסר‎ fuchen und ‏:ילכו‎ mit persönlicher Dahingebung danach strebend, ‏:בה‎ ganz darin aufgehen. Und ebenso ‏,והודעת להם את המעשה אשר יעשון‎ kläre sie auf über ihre That, über ihr Verhalten von Mensch zu Mensch ‏,אשר יעשון‎ wie sie dasselbe zur Ausführung bringen sollen. Das gewöhnliche Maaß, mit dem der Mensch seine Handlungen in Beziehung zu dem Nebenmenschen mißt, sieht diese Handlungen nur objektiv an sich an, und mißt dieselben höchstens nach dem Maaße des strengsten Rechts, ‏,את המעשה זה הדין vergißt aber, daß Etwas an sich strengstens Recht und der Andere gar nichts Anderes zu fordern berechtigt sein kann, und er dennoch um seiner eigenen Persönlichkeit willen, aus Rücksicht auf die eigene sittliche Würde und der mit seiner Persönlichkeit verknüpften Aufgabe selbstaufopfernder Liebe ein weit Mehreres und ein Anderes zu thun verpflichtet sein könne: ‏אשר יעשון זו לפנים משורת הדין‎ das Verzichten auf sein Recht; es ist dies das Hineintragen des ‏גמילות חסד‎ in ‏,דין‎ der Liebe in’s Recht, die der Richter nicht fordern darf, die aber der Rechtsuchende sich selbst diktiren soll. Auch diese Belehrung über die höchste Potenz der sittlichen socialen Aufgabe, meint Jithro, müsse auch ebenfalls von Moses ausgehen. War diese Begebenheit, wie wir annehmen, vor ‏,מתן תורה‎ so entspricht dem um so mehr, daß hier unter den Geboten des Wandels und der That zunächst allgemein menschliche Pflichten verstanden werden.

21. aber ersehe du auch aus dem ganzen Volke Männer von Tüchtigkeit, gottesfürchtige, Männer von Wahrheit, die Gewinnst hassen, und setze über sie Fürsten aus Tausenden, Fürsten aus Hunderten, Fürsten aus Fünfzigen, Fürsten aus Zehnen

22. Diese richten das Volk zu jeder Zeit, und sei es also: jede große Angelegenheit bringen sie zu dir, jede kleine richten sie; erleichtere dir die Last und lasse sie mit dir tragen.

V. 22. Auffallend könnte die große Anzahl Richter erscheinen. Es ergibt sich nämlich eine Zahl von 78,600 Richtern, somit war der siebte oder achte Mann in Israel ein Richter. ( ‏סנהדרין יח א)‎. Allein jeder rechtschaffene und des Gesetzes einigermaßen kundige Mann war in Israel zum Richter berufen. Rechtschaffen und des Gesetzes nicht unknndig sollte ja eigentlich Jeder sein. Un so ward das ganze Volk und somit Jeder im Volke als Träger und Vertreter des Gesetzes betrachtet, daß je drei rechtschaffene Männer aus dem Volke zu einem Richtercollegium zusammentreten und jeden Rechtverweigernden aburtheilen und zur Erfüllung des Rechts nöthigen konnten. ( ‏סנהדרין‎ 5, a, תוספו’ ר"ה דן אפי)‎. Die Wohlthat einer solchen Institution läßt sich leicht an der Schwierigkeit und Kostspieligkeit der Rechtsauslegung in andern Kreisen ermessen und würdigen. Es dürften aber überdies diese Erwählten des Volkes nicht blos zu Entscheidungen von Processen bestellt gewesen sein, sondern ihnen auch die Belehrung des Volkes obgelegen haben, also, daß die durch Moses geoffenbarten Gesetze vermittelst derselben dem Volke mitgetheilt, zum Verständnis gebracht und im Gedächtniß wach gehalten wurden. So faßt auch ‏רמב”ם‎ in seiner Einleitung zur Mischna die ( ‏עירובין נד כ)‎ mitgetheilte Lehr-Ordnnng: ‏כיצד סדר‎ ‏משנה וכו aus, dass die zuerst von Moses dem Aarom sodann in dessen Gegenwart seinen Söhnen, sodann den Aeltesten in Gegenwart aller Dreien, und endlich in Gegenwart Aaron's, seiner Söhne und der Aeltesten der Volksgesammtheit mitgetheilten Gesetze, sodann durch die ‏,השרים על כל ישראל‎ somit durch die hier erwählten Gesetzesbeamten dem Volke bis zur vollständigsten Aneignung gelehrt wurden. ‏וישוטו השרים על כל ישראל‎ ‏בגרסה המצוה ההיא וירגילו לקרותה עכ”ל‎ ‏.ללמוד ולהגות עד שידעו‎

23. Wenn du dieses thust, so kann dir Gott seine Befehle ertheilen und du kannst bestehen, und auch dieses ganze Volk wird jeder in Frieden auf die ihm gebührende Stelle kommen. 24. Mosche hörte auf die Stimme seines Schwiegervaterö und that Alles, was er gesagt hatte. 25. Mosche wählte die tüchtigsten Männer aus ganz Israel aus und ernannte sie zu Häuptern über das Volk: Fürsten aus Tausenden, Fürsten ans Hunderten, Fürsten aus Fünfzigen und Fürsten aus Zehnen. 26. Diese hatten das Volk zu jeder Zeit zu richten; eine schwierige Sache brachten sie zu Mosche, jede leichtere Sache entschieden sie. 27. Mosche entließ seinen Schwiegervater und er ging wieder in seine Heimath.


Mechiltah

‎Kap.18, 27. Und es schickte fort Mose seinen Schwiegervater. R. Josua sagt: Er schickte ihn fort mit der Ehre der Welt (‎Mit der höchsten Ehre, die es in der Welt gibt. Vielleicht liegt auch darin ‎ein Hinweis auf die Schechina). R. Eeazar von Modaim sagt: Er gab ihm viele Gaben; denn aus der Antwort, die er ihm gab, kannst du es lernen , denn es heißt (Num. 10, 31): »Verlasse uns doch nicht«, d. i. er (Mose) sprach zu ihm: Du hast uns einen guten Rat und einen schönen Rat gegeben, und Gott hat deinen Worten zugestimmt, so »verlasse uns doch nicht«. Er aber sprach zu ihm: Nützt das Licht irgend etwas, außer an einem Orte der Finsternis, ziehen denn vom Lichte Sonne und Mond Nutzen? Du bist die Sonne, und Aharon, dein Bruder, ist der Mond, was hat das Licht unter euch zu tun? Allein siehe, ich gehe nach meinem Lande und mache zu Proselyten alle Söhne meines Landes und bringe sie zum Lernen der Thora und nähere sie unter die Fittige der Schechina. Man könnte meinen, er sei gegangen und habe es nicht getan? Darum heißt es (Jud. 1, 16): »Und die Söhne Kenis, des Schwiegervater Moses, stiegen hinauf von der Stadt der Palmen«, und darauf: »Und er ging und saß mit dem Volke«. Unter »Volk« ist nichts anderes als Weisheit zu verstehen, denn es heißt (Hi. 12, 2): »Führwahr, ihr seid Volk und mit euch stirbt die Weisheit«. — Lies nicht ‏,תמות‎ sie stirbt, sondern ‏,תומת‎ sie wird getötet. Alle Zeit, da der Weise besteht, besteht seine Weisheit; stirbt der Weise, so schwindet seine Weisheit mit ihm hin. Und ebenso finden wir, als R. Nathan starb, schwand seine Weisheit mit ihm hin. — »Sie (die Söhne Kenis) gingen und setzten sich neben die Bewohner von Jabez«. Waren es denn Bewohner von Jabez, es waren doch Schüler des Jabez, denn es heißt (1. Chron.2, 55): »Und die Familien der Schreiber die Bewohner von Jabez, Thirathim, Schimathim, Sukathim, das sind die Kinim, die kommen von Chammath, dem Vater des Hauses Rekab«. ‏תרעתים,‎ weil sie Posaunenschall ertönen ließen und erhört wurden. ‏,שמעתים‎ weil sie hörten die Jubelstimme der Thora am Sinai. ‏סוכתים,‎ weil sie in Hütten wohnten, denn es heißt (Jerem. 35,10): »Und wir saßen in Zelten und wir hörten und taten« u. s. w. — Es trug sich mit einem von den Söhnen des Wassertrinkers zu, der ein Opfer darbrachte, das eine Tochterstimme ausging vom Allerheiligsten und sprach: Wer ihre Opfer in der Wüste annahm, er möge ihre Opfer in dieser Stunde annehmen! — R. Nathan sagt: Größer ist der Bund, der mit Jonadab, dem Sohne Rekabs, geschlossen wurde, als der Bund, der mit David geschlossen wurde. Denn der Bund, der mit David geschlossen wurde, wurde nur auf eine Bedingung hin geschlossen, denn es heißt (Ps. 132,12): »Wenn deine Söhne meinen Bund wahren werden«; wenn aber nicht, so gilt (Ps. 89, 33): »So werde ich heimsuchen mit der Geißel ihren Abfall«. Aber der Bund, der mit Jonadab, dem Sohne Rekabs, geschlossen wurde, wurde mit ihm nicht auf eine Bedingung hin geschlossen, denn es heißt (Jer. 35,19): »Darum so spricht der Ewige der Heerscharen u. s. w., nicht soll ausgerottet werden ein Mann dem Jonadab, dem Sohne Rekabs, stehend vor mir alle Tage«. — Drei Dinge wurden auf eine Bedingung hin gegeben: Das Land Israel und das Haus des Heiligtums und die Herrschaft des Hauses David, ausgenommen sind das Buch der Thora und der Bund mit Aharon, welche nicht auf eine Bedingung hin gegeben wurden. Das Land Israel, woher (entnehme ich es)? Weil es heist (Ex. 11,16ff.): »Hütet euch für euch, das nicht betört werde euer Herz u. s. w., und entbrennen wird der Zorn des Ewigen wider euch«. Und das Haus des Heiligtums, woher (entnehme ich es)? Weil es heißt (1. Reg. 6 ,12): »Und das Haus, welches du bauest — wenn du in meinen Satzungen wandelst und meine Vorschriften übst und alle meine Gebote hütest, in ihnen zu wandeln, so werde ich aufrecht halten mein Wort an dich, welches ich geredet habe zu David, deinem Vater« u. s. w., wenn aber nicht, (so gilt Micha 7, 13): »Und das Land wird zur Einöde sein für seine Bewohner«. Und die Herrschaft des Hauses David, woher (entnehme ich es)? Weil es heist (Ps. 132, 12): »Wenn deine Kinder meinen Bund hüten werden« u. s. w., wenn aber nicht (so gilt Ps. 89 ,33) »Und ahnden werde ich mit der Geisel ihren Abfall«. Und woher (entnehme ich), das das Buch der Thora nicht auf eine Bedingung hin gegeben wurde? Weil es heißt (‎Deut. 33, 4): ‎»Die Thora gebot uns Mose, ein Erbe der Gemeinde Jakobs«. Und woher (entnehme ich), das der Bund mit Aharon nicht auf eine Bedingung hin gegeben wurde? Weil es heist (Num.18,19): »Ein Salzbund, ewig ist es«, und ferner (das. 25,18): »Und es soll ihm und seinem Samen nach ihm sein ein Bund ewigen Priestertums«. — Und woher (entnehme ich), daß die Söhne Jonadabs, des Sohnes Rekabs von den Kindeskindern Jithros sind? Weil es heißt (1. Chron. 2, 55): »Sie sind die Kinim, die kommen von Chammath, dem Vater des Hauses Rekab«, d. i. sie suchten den Lehrer. Jabez aber suchte Weisheit, denn es heißt (das. 4, 10): »Und es rief Jabez zum Gotte Israels also: Wenn du mich segnen wirst und du meine Grenze vermehren wirst und deine Hand mit mir sein wird und du mir machst (hilfst) vom Bösen, mich nicht zu betrüben. Gott aber ließ kommen, was er begehrte«. »Wenn du mich segnen wilst«, d. i. mit dem Lernen der Thora, »und du meine Grenze vermehren wirst«, d. i. mit Schülern, »und deine Hand mit mir sein wird«, d. i. daß ich mein Gelerntes nicht vergesse, »und du mir machst ‏מרעה‎, d. i. das du mir machst ‏,רעים‎ Genossen, wie ich; « mich nicht zu betrüben«, das mich nicht betrübt (Leid bereitet) der böse Trieb, so das ich mich nicht mit der Thora beschäftige. »Und Gott ließ kommen, was er begehrte« , das lehrt: Er gab ihm, was er begehrte. Und warum gab er ihm, was er begehrte? Weil es heist (Prov. 29, 13): »Der Arme und der Mann der Bedrückungen begegnen sich, es erleuchtet die Augen beider der Ewige«; ferner (das. 22, 2): »Der Reiche und der Arme begegnen sich, es macht sie alle der Ewige« . Wieso dies? Ein Schüler, der seinen Lehrer bedient, und der Lehrer hat den Willen ihn zu belehren, »es erleuchtet die Augen beider der Ewige«; dieser erwirbt das Leben der Ewigkeit und jener erwirbt das Leben der Ewigkeit. Aber ein Schüler, der seinen Lehrer bedient, und der Lehrer hat nicht den Willen ihn zu belehren, »es macht sie alle der Ewige« , d. i. wer jenen zu einem Weisen gemacht hat, wird ihn am Ende zu einem Narren machen, und wer diesen zu einem Narren gemacht hat, wird ihn am Ende zu einem Weisen machen. Desgleichen findest du es bei den Almosengebern. Wie so? Der Arme breitet seine Hand dem Hausherrn hin, um Almosen zu empfangen, aber der Hausherr will ihm nichts geben — »es macht sie alle der Ewige«. Wer jenen arm gemacht hat, wird ihn am Ende reich machen, und wer diesen reich gemacht hat, wird ihn am Ende arm machen. R. Jehuda der Fürst (Hanasi) sagt: »Und es rief Jabez zum Gotte Israels also: Wenn du mich segnen wirst und du mein Gebiet vermehren wirst« u. s. w. »Wenn du mich segnen wirst«, mit Fruchtbarkeit und Vermehrung (Fortpflanzung); »und du meine Grenze vermehren wirst«, mit Söhnen und mit Töchtern; »und deine Hand mit mir sein wird«, im Nehmen und Geben (im Handel); »und du mir tust vom Bösen«, wenn in dem Leben, welches du mir gibst, nicht Krankheiten der Eingeweide, nicht Schmerz der Augen und nicht Schmerz des Kopfes sein wird; »mich nicht zu betrüben«, d. i. wenn du mir aber nicht also tust, so fahre ich in meiner Betrübnis zur Gruft. »Und Gott ließ kommen, was er begehrte«, d. i. er gab ihm, was er begehrte. — R. Chanina ben Gamliel sagt: Alle diese Maße (Gemeint sind dei in V. 25 genannten Obersten) wurden nur im zweiten Jahre gesagt, in der Stunde, als Mose Vorgesetzte über Israel aufstellen wollte, wie es heißt (Num. 2, 2): »Jeder bei seiner Fahne, bei den Zeichen für ihr Vaterhaus«.