V. 14. Seine Hände sind goldene Walzen
V. 14. Seine Hände sind goldene Walzen.
Das sind die Bundestafeln, dieses Gotteswerk s. Ex. 32, 16; oder es sind die Worte des Gesetzes s. Ps. 19, 11. Die Bundestafeln waren nach R. Josua bar Nechemja ein Wunderwerk, es waren Rollen von Saphir und gehauen, wie R. Menachma im Namen des R. Abun bemerkte, aus der Sonnenkugel. Wie waren die zehn Aussprüche geschrieben? Fünf auf der einen und fünf auf der anderen Tafel, weil es heißt: „Seine Hände sind goldene Walzen.” So meint R. Chanina ben Gamliel unter Hinweis auf Deut. 4, 13: „Und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.” Nach den Rabbinen standen auf der einen wie auf der anderen Tafel zehn Worte s. das. V. 13: „Und er verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu tun, die zehn Worte auf zwei steinernen Tafeln.” Nach R. Simeon ben Jochai standen auf jeder Tafel zwanzig Worte, wie es heißt das.: „Und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln”, zwanzig auf die eine und zwanzig auf die andere Tafel. Nach R. Simai standen vierzig auf jeder Tafel s. Ex. 32, 15: „Tafeln beschrieben auf ihren beiden Seiten” d. i. von dieser und jener Seite (d. i. auf jeder Seite einer jeden Tafel standen je 40 Gebote), vierwinklig (d. i. auf jeder Seite war ein Viereck beschrieben, dessen jede Kathete die ganzen zehn Gebote enthielt).
R. Chananja, Bruderssohn des R. Josua sagte: Zwischen jedem Ausspruche befanden sich Erläuterungen und die feinsten Forschungen des Gesetzes. Als R. Jochanan mit seiner Schrifterklärung an die Worte kam:
„besetzt mit Tarsissteinen”
sprach er: Der Bruderssohn des R. Josua hat mich gut belehrt, nämlich wie bei den Wellen zwischen der einen und anderen großen noch kleine sind, so befanden sich auch zwischen jedem Ausspruche seine Erläuterungen und genauen Forschungen geschrieben.
Oder unter den Tarsissteinen ist der Talmud zu verstehen, welcher dem Weltmeer (großen Meer) gleicht. Das ist das Tarsis (im Propheten Jona). Das ist es, was gesagt ist Koh. 1, 7: „Alle Ströme ergießen sich ins Meer.”
Sein Bauch ein elfenbeinernes Kunstwerk d. i. die Priesterthora (Thorat Kohanim d. i. das 3. Buch Mose). Wie der Bauch zwischen dem Herzen und Schenkeln sich befindet (eig. wie der Bauch das Herz von der einen und die Schenkel von der andern Seite hat), so hat die Priesterthora zwei Bücher an jeder Seite und sie ist in der Mitte, und wie du aus Elfenbein vielerlei Dinge, als Pflöcke, Spitzen machen kannst, so sind auch in der Priesterthora vielerlei Vorschriften, Genauigkeiten, Leichtes und Schweres, Unreines, Überflüssiges. „Bedeckt mit Saphiren” d. i. die Kraft der Menschenkinder ist verhüllt, welche schwer wie der Saphir ist. R. Judan sagte: Wenn du etwa glauben solltest, dass der Saphir weich sei, so komm und siehe! Ein Mann brachte einen Saphir nach Rom zum Verkaufe. Es fand sich auch ein Käufer, der ihn aber erst erproben und prüfen wollte, ob er ein kleines Stückchen davon abbrechen könnte. Er legte ihn auf den Ambos, schlug mit dem Hammer darauf, der Ambos spaltete sich, der Hammer teilte sich, der Saphir aber blieb unverletzt, wie hier gesagt ist: „bedeckt mit Saphiren.” Ebenso fest wird auch der, sagte R. Abba bar Mamal, der mit den Worten der Thora sich einhüllt, und die Halacha ist das Ergebnis, welches durch sie als Entscheidung sich herausstellt. Die Rabbinen sagten: Wer es in der Untersuchung der Worte der Thora bis zur Entscheidung gebracht hat, der verdient durch sie König zu werden s. Prov. 16, 10.
Zu R. Eleasar bar R. Simeon kamen in sein elterliches Haus Eseltreiber, um Getreide von der Stadt Hamunja zu kaufen. Derselbe saß am Ofen und seine Mutter nahm Brot heraus, das aber ihr Sohn, so oft dies geschah, sogleich aß, bis er das ganze gebackene Brot (den Backtrog voll) aufgegessen hatte. Wehe! riefen die Eseltreiber, der muss eine giftige (böse) Schlange im Leibe haben, es scheint, dass er Hungersnot in die Welt bringt. Er hörte ihre Worte. Als sie fortgehen wollten, um Vorrat einzukaufen, soviel wie sie nur laden konnten, nahm er ihre Esel und trug sie auf das Dach hinauf. Sie suchten ihre Esel, fanden sie aber nicht. Als sie ihre Augen aufhoben, da sahen sie dieselben auf dem Dache. Sie wandten sich an seinen Vater (an R. Simeon) und erzählten ihm den Vorgang. Vielleicht habt ihr euch, erwiderte derselbe, gegen ihn übel ausgelassen. Nein, mein Herr! entgegneten sie, die Tatsache wiederholend. Warum habt ihr ihm seinen gesunden Appetit nicht gegönnt? entgegnete er, hat er vielleicht vom eurigen gegessen? Liegt euch sein Lebensunterhalt ob, oder schafft nicht der, der ihn geschaffen, auch seine Nahrung? Geht und sagt ihm in meinem Namen, dass er eure Lasttiere herabbringe. Dieses letztere (eig. das letztere Wunder) war schwerer, als das erstere; denn hinauf hatte er jedes Tier einzeln gebracht, herunter brachte er sie aber paarweise (um seine große Körperkraft zu zeigen); sobald er aber mit der Thora sich beschäftigte, war ihm sogar sein Gewand lästig (konnte er selbst sein Gewand nicht tragen), um zu bestätigen, was geschrieben steht: „Bedeckt mit Saphiren.“
Einer von Rabban Gamliels Hausgenossen trug gewöhnlich eine Kiste mit 40 Sea Mehl gefüllt zum Bäcker. Du bist so kräftig, sprachen die Leute zu ihm, und beschäftigst dich nicht mit dem Gesetz? Er folgte diesem Winke, aber seine Körperkraft nahm allmählich so ab, dass er nur noch 30, 20, 12 und 8 Sea tragen konnte. Als er das Buch beendet hatte, vermochte er nicht einmal mehr eine Kiste mit einem Sea zu tragen. Ja man sagt, dass er nicht mehr sein leinenes Kleid tragen konnte, sondern andere es ihm ausziehen mussten. So hatte sich das Wort an ihm bestätigt: „bedeckt mit Saphiren.“