V. 3. Dein Nabel ein rundes Becken

V.  3.    Dein Nabel ein rundes Becken.
Unter Ersterem sind die Synedrien zu verstehen. Wie das Kind die ganze Zeit, wo es im Leibe seiner Mutter ist, nur durch seinen Nabel lebt, so können auch die Israeliten ohne die Synedrien nichts tun. Unter dem „runden Becken“ ist der Sitz (Tenne) des Synedriums zu verstehen, von dem die   Belehrung ausgeht. Abun bar Chasdi sagte: Es gibt Orte, wo man den Mond hrhc anstatt hrhz nennt.
dem Mischwein nicht gebricht d. i. das Synedrium durfte nicht weniger als 23 Mitglieder zählen. Oder: es fehlte dem Synedrium nicht an einer Oberleitung (alpvm), Oder es fehlte dem Synedrium nicht an dem, von  dem die Halacha sich herleitet, wie dort gelehrt worden ist: Man mischt aus zwei Teilen Wasser und einem Teile Wein vom Weine Scharon (vom saronitischen Wein. Deutlicher wird der Sinn der Stelle durch Midr. Bamidbar r. Par. I: Wer eine richtige Weinmischung vornimmt, gießt in den Becher ein Drittel Wein und zwei Drittel Wasser, Ebenso war es beim Synedrium, das sich von der Zeit des Morgenopfers bis zur Zeit des Abendopfers in der Tempelhalle aufhielt, ohne dass ein Mitglied desselben seiner Privatbeschäftigung nachging. Wenn jedoch einer von ihnen hinauszugehen benötigt war, so entfernte er sich nur dann, wenn noch ein Drittel vom großen aus 71 Mitgliedern bestehenden Synedrium zurückblieb, also 23 Mitglieder, die ein kleines Synedrium bilden konnten.). Oder es fehlte dem Synedrium nicht der Ernährer der Welt vergl. Ps. 23,  1.
dein Leib ein Weizenhügel d. i. die Priesterthora (Thorat Kohanim). Wie der Bauch das Herz von dieser und die Schenkel von jener Seite hat, er selbst aber in der Mitte ist, so hat auch die Priesterthora zwei Bücher zu jeder Seite und sie selbst ist in der Mitte. Oder der Ausdruck ,yux tmri geht auf die Opfer der Sünder (,yaux ls tmri).
umsteckt mit Lilien d. i. die Worte der Thora, welche so fein (zart) wie Lilien sind. Wie viele Vorschriften, Feinheiten, wie viel Leichtes und Schweres, Unreines und Überschüssiges  (das sind die Vorschriften betreffs der Opfer, die nicht in der gesetzten Zeit ganz gegessen waren, und deshalb verbrannt werden mussten) gibt es nicht in der Priesterthora! Gleich einem Mann, sagte R. Levi, welcher im 30. oder 40. Jahre seines Alters heiratet und nachdem er alle nötigen Ausgaben bestritten hat, sich seiner Neuvermählten nun hingeben will, diese aber spricht zu ihm: ich sah etwas rot wie eine Lilie, in welchem Falle er sich von ihr fern halten muss. Was ist schuld daran, dass er sich nicht nahet? Welche eiserne Wand oder eiserne Säule ist zwischen ihnen? Welche Schlange hat ihn gebissen, welcher Skorpion ihn gestochen, dass er sich ihr nicht nahet? Die Worte der Thora, die so zart wie die Lilien sind s. Lev. 18, 19. Oder einem wird eine Schüssel mit Fleischstücken vorgesetzt, er hört aber, dass ein Stück Unschlitt hineingefallen ist, da zieht er sogleich seine Hand davon zurück und will nicht davon kosten. Wer hindert ihn daran, dass er es nicht kostet? Welche Schlange hat ihn gebissen, welcher Skorpion hat ihn gestochen, dass er dem Gerichte nicht nahen und es kostet? Nichts anderes, als die Worte der Thora, welche so zart wie Lilien sind s. Lev. 7, 23.
Oder: „Dein Bauch ist ein Weizenhügel.“ Warum aber ein Weizenhügel und nicht ein Haufe von Pinienäpfeln, die doch schöner als Weizen sind? Weil die Welt eher die Pinienäpfel entbehren kann, als den Weizen. R. Idi sagte: Wie das Weizenkorn gespalten ist, so ist auch Israel durch die Beschneidung gespalten.
R. Jose bar Chanina sagt: Wie der Weizen Wasser einsaugt, so saugen auch die Israeliten die Güter der Völker der Welt ein s. Deut. 7,  16 vergl. Jes. 61, 6.
R. Simon ben Levi sagte: Wie mit dem Weizen auch das Geringe, der Abfall (die Spreu) gemessen wird, so wird auch der Holzhauer und Wasserschöpfer mit zu den Israeliten gezählt s. Deut. 29,  11.
R. Jizchak sagte: Wie der Weizen beim Säen sowohl, wie bei dem Einführen auf die Tenne gezählt wird, so wurden auch die Israeliten bei ihrem Einzug wie bei ihrem Auszug aus Ägypten gezählt s. Ex. 1, 5 und 12, 37.
R. Hunja setzt zu dem, was R. Jizchak gesagt, noch das hinzu. Wie der Hausherr seine Aufmerksamkeit nicht auf Körbe von Dünger, auf Körbe Stroh, nicht auf die Stoppel und Spreu richtet, weil sie keinen Wert haben, so blickt auch Gott nicht auf die Völker der Welt (er würdigt sie nicht einer solchen Obhut), weil sie nichts sind s. Jes. 40, 17, wie er auf Israel blickt s. Ex. 30, 13 und Num. 1, 2. R. Nechemja sagte im Namen des R. Abun: Nicht auf die Völker der Welt, wohl aber auf das Volk Israel wurden die Ausdrücke: Pflanzen, Säen, Wurzeln angewendet, welche alle drei in einem Verse vorkommen, näml. Jes. 40, 24: „Kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät, kaum wurzelt in der Erde ihr Stamm, so bläst er sie an, und sie verdorren, und ein Sturmwind rafft sie hinweg wie Spreu“; aber für Israel gilt das Pflanzen s. Jer. 32, 41 vergl. Am. 9, 15, ebenso das Säen s. Hos. 2, 25 und Wurzeln s. Jes. 27, 6.
Das Stroh, die Spreu und die Stoppeln stritten einmal miteinander, ein jedes behauptete: Meinetwegen ist das Feld besät worden. Wartet bis zu der Zeit, sprach der Weizen, dass ihr auf die Tenne kommt, da wird sich’s zeigen, wer von euch Recht hat. Als sie auf die Tenne eingeführt waren, kam der Hausherr und windschaufelte. Die Spreu wurde vom Winde verweht, das Stroh auf die Erde geworfen, die Stoppel verbrannt, der Weizen aber aufgeschüttet und wer ihn sah, küsste ihn s. Ps. 2, 12. Ebenso streiten sich auch die Völker der Welt, ein jedes behauptet: Wir sind Israel und um unsertwillen ist die Welt erschaffen worden. Wartet bis der von Gott (bestimmte) Tag kommt, sprechen die Israeliten zu ihnen, dann wird sich’s entscheiden, um wessen willen die Welt erschaffen worden ist s. Mal. 3, 19: „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen: dann sind alle Übermütigen und Frevelübenden Stoppel“ u. s. w. Ebenso heißt es Jes. 41, 16: „Du sollst sie wurfeln, dass sie der Sturm wegführt und der Wirbelwind zerstreut.“ In Bezug auf Israel aber heißt es das.: „Du aber wirst frohlocken über den Ewigen, des Heiligen Israels dich rühmen.“