V. 2. Ich schlafe, aber mein Herz wacht
V. 2. Ich schlafe, aber mein Herz wacht.
Die Gemeinde Israel spricht vor Gott: Herr der Welt! ich schlafe und übe nicht die Satzungen, aber mein Herz wacht, es ist erregt von Menschenliebe; ich schlafe, ich spreche nicht von der Wohltätigkeit, mein Herz aber wacht, dieselbe auszuüben; ich schlafe, ich unterlasse die Opfer, aber mein Herz wacht, es ist zur Andacht für das Lesen des Schema und Gebet gestimmt; ich schlafe, betrete nicht den Tempel, mein Herz aber wacht, sehnt sich nach den Versammlungs- und Lehrhäusern; ich schlafe, berechne nicht das Ende (meiner Leiden), mein Herz aber wacht, sehnt sich nach Erlösung und auch das Herz Gottes wacht, mich zu erlösen.
R. Chija bar Abba sagte: Wo wird Gott das Herz Israels genannt? Ps. 73, 26.
Stimme meines Geliebten, er klopft an durch Mose, als er im Namen Gottes sagte: „So spricht der Ewige, um Mitternacht ziehe ich durch Ägypten“ s. Ex. 11, 4. tue mir auf, meine Schwester.
R. Jisa sagte: Gott spricht zu den Israeliten: Meine Kinder! machet mir nur ein Pförtchen zur Rückkehr wie ein Nadelöhr auf, so eröffne ich euch Pforten, die so weit sind, dass Wagen und Karossen hineinfahren können. R. Tanchuma, R. Hunja und R. Abuhu sagten im Namen des Resch Lakisch zur Erklärung von Ps. 46, 11: Gott spricht zu Israel: Lasset ab von euren üblen Werken und erkennet, dass ich Gott bin.
R. Levi sagte: Wenn die Israeliten nur einen Tag Busse tun wollten, so würden sie erlöst werden und der Sohn Davids würde sofort kommen. Warum? Siehe Ps. 95, 7.
R. Judan und R. Levi sagten: Gott spricht zu Israel: Lasset ab von euren bösen Werken und tut nur einen Augenblick (eig. wie das Zwinkern des Auges) Busse und erkennet, dass ich Gott bin.
meine Schwester d. i. die in Ägypten durch zwei Vorschriften, durch das Blut des Pessachlammes und der Beschneidung, mit mir verschwistert worden sind s. Ezech. 16, 6: „Ich ging an dir vorüber und sah dich in deinen Bluten liegen und sprach zu dir in deinem Blute: Lebe!“ d. i. das Blut des Pessachlammes, und ich sprach zu dir in deinem Blute: Lebe! d. i. das Blut der Beschneidung.
meine Freundin d. i. die am Meere Freundschaft mit mir schloßen, indem sie sangen: „Dieser ist mein Gott, ihn will ich erheben“ s. Ex. 15, 2; „der Ewige wird immer und ewig regieren“ s. das.
mein Täubchen. So zeigten sie sich in Mara, wo sie durch die Befolgung von Pflichtgeboten, Ausübung von wohltätigen Handlungen und guten Werken sich kennzeichneten wie die Taube s. Ex. 15, 25.
meine Fromme. Als eine solche zeigten sie sich mir am Sinai, als sie sprachen: „Alles, was der Ewige gesprochen, wollen wir tun und befolgen.“
R. Janai liest ytmvat meine Zwillingsschwester, als wenn Gott spräche: Ich bin nicht größer als sie und sie ist nicht größer als ich. Wie ein Zwillingspaar, sagte R. Josua von Sichnin im Namen des R. Levi, wenn der eine Teil Kopfschmerz hat, der andere es mit empfindet, so spricht auch Gott Ps. 91, 15: „Ich bin mit ihm in der Not.“
denn mein Haupt ist voll Taues, wie es heißt das. 68, 9: „Da zitterte die Erde und auch die Himmel troffen“; „meine Locken voll Tropfen der Nacht“, darauf heißt es Jud. 5, 4: „Und die Wolken troffen Wasser.“