V. 7. O künde mir, du den, meine Seele liebt

V. 7.  O künde mir, du den, meine Seele liebt.
Diesen Satz deutete R. Jehuda bar R. Simon auf Mose, als Gott zu ihm sprach: „Geh, ich sende dich zu Pharao“ s. Ex. 3, 10. Wie vermag ich, Herr der Welt! Entgegnete Mose, alles dieses auszurichten? Wie kann ich für alle diese Volksmengen sorgen, unter welchen so viele Wöchnerinnen, so viele Schwangere, und so viele Kinder sich befinden? Wie viele Arten von Nahrungsmitteln hast du für die Wöchnerinnen unter ihnen? wie viele Arten Öl bestrichene Brote für die Schwangeren unter ihnen? wie viele Arten von Samen und Nüssen für die Kinder unter ihnen? Künde mir, wo die Nation, für die ich mein Leben gewagt, die meine Seele liebt, im Winter weiden, in den Sommertagen und am Mittage, zur Regenzeit, ruhen soll, dass ich nicht hin- und hergehen muss, bei den Herden meiner Gesellen, dass ich nicht, wie R. Chelbo im Namen des R. Huna bemerkte, dem Trauernden gleiche, der bis an das Kinn gehüllt s. Lev. 13, 45, weinend umhergeht, oder dem Hirten, dem Wölfe in seine Herde gedrungen sind, der sich in sein Kleid hüllt s. Jerem. 43, 12 und davonschleicht; wenn ich zu deinen Anhängern komme und diese mich nach ihren Herden fragen, was soll ich ihnen antworten?
R. Berachja legte obige Schriftstelle in Verbindung mit Num. 24, 16 dahin aus, dass Mose vor Gott sprach: Herr der Welt! da du mich aus der Welt nehmen willst, so gib mir die Hirten an, welche du über deine Kinder setzen wirst, mache mir bekannt, wie und wo die Nation, für die ich mein Leben gewagt, welche meine Seele liebt und für die ich mein Leben gewagt, in den Tagen der Gewaltherrschaft weidet, wo sie in der Mittagsglut, in der Knechtschaft ruht, denn warum soll ich sein wie eine Verhüllte? R. Asarja sagte: Das Wort hmls bedeutet: dass ich nicht etwas tue, was in den Augen deiner Genossen für ihre Herden eine Entweihung Gottes ist, weil deine Kinder in bedrängtem Zustande sind, während die Herden deiner Genossen sich in Behaglichkeit befinden? R. Judan bar Simon sagte: Damit nicht die Völker sprechen: Es fehlte die Gerechtigkeit, er wusste, dass er sie in der Wüste schlachten wollte, darum schlachtete er sie in der Wüste s. Num. 14, 16. Die Rabbinen sagen: Damit deine Kinder nicht die wahre Not erleben, von dir sich abwenden und den Herden deiner Genossen folgen, wie Ps. 94, 20 geschrieben steht. Darauf sprach Gott zu Mose: Du fragst, wo und wie mein Volk einst weiden und weilen wird? Bei deinem Leben! wenn du es nicht erkannt hast, zuletzt wirst du es erkennen eig. dein Ende wird sein, dass du es erkennen wirst, wie es heißt: „Wenn du es nicht weißt, du schönste unter den Frauen.“ Oder: „Wenn du es nicht weißt“, du schönster und hervorragendster unter den Propheten. R. Jose bar Jeremja sagte: Warum werden die Propheten mit Frauen verglichen? Um dir zu sagen, sowie die Frau sich nicht schämt, die Bedürfnisse ihres Hauses von ihrem Manne zu erbitten, ebenso schämen sich auch die Propheten nicht, die Bedürfnisse der Israeliten von ihrem Vater im Himmel zu erbitten.