V. 6. Setze mich wie einen Siegelring auf dein Herz

V. 6.    Setze mich wie einen Siegelring auf dein Herz.
Die Israeliten sprechen, wie R. Meir bemerkte, vor Gott: Herr der Welt! tue uns, was du in deinem Herzen uns zu tun beabsichtigt hast, denn R. Jochanan hat im Namen des R. Elieser ben R. Jose des Galiläers gesagt: Als die Israeliten vor dem Sinai standen und sprachen: „Wir wollen tun und gehorchen“, rief Gott den Todesengel und sprach zu ihm: Wenn ich dich auch zum Aufseher und Weltbeherrscher über meine Geschöpfe gesetzt habe, so sollst du unter dieser Nation doch nichts zu tun haben, wie Deut. 5, 20 geschrieben steht: „Als ihr hörtet die Stimme aus der Finsternis.” Gibt’s denn oben eine Finsternis? Oben ist ja Licht s. Dan. 2, 22. Unter ;sxh ist der Todesengel gemeint. Dieser wird Finsternis genannt, wie Ex. 32, 16 nicht tvrx eingegraben, sondern tvryx Freiheit (Unabhängigkeit) gelesen wird, und zwar in dem Sinne, wie R. Jehuda sagte: frei vom Todesengel. R. Nechemja aber versteht darunter: frei von der weltlichen Herrschaft (tvyklmh ]m tvryx). Die Rabbinen verstehen darunter: frei von Leiden.
„Setze mich wie einen Siegelring.” R. Berachja versteht unter dem Siegelring auf dem Herzen, den mit Schema beginnenden Abschnitt Deut. 6, 6, welcher die Worte enthält: „Diese Worte, die ich dir heute befehle, sollen auf deinem Herzen sein”, und unter „dem Siegelring auf dem Arm” die Tephillin s. das. V. 8. R. Meir deutete beide Ausdrücke auf Jehojachin, dem Gott geschworen hatte, ihm Davids Herrschaft zu entreißen s. Jerem. 22, 24: „Bei meinem Leben! spricht der Ewige, wäre auch Jechonja, der Sohn Jehojachims, der König von Juda, ein Siegelring an meiner rechten Hand, so wollt ich dich von da abreißen.” R. Chanina bar Jizchak sagte: Von da werde ich die Herrschaft des Hauses Davids abreißen. Oder: Es heißt nicht ;tqtna, sondern ;nqta d.i. ich werde dich durch Buße wiederherstellen. Von dem Orte, von dem ich dich entrückt habe, da sollst du wiederhergestellt werden. R. Sera sagte: Ich habe von R. Jizchak die obige Weissagung des Propheten Jeremja auf Jehuda auslegen gehört, weiss aber nicht mehr den Sinn. Sprich, sagte R. Acha Areka zu ihm, der Vortrag betraf Jerem. 22, 30: „Schreibet diesen Mann als unfruchtbar auf, als einen Mann, der kein Gedeihen (Glück) in seinem Leben hat” d. i. in seinem Leben hat er kein Gedeihen, wohl aber wird er in den Tagen seines Sohnes gedeihen, wie es heißt Hagg. 2, 23: „Zu derselbigen Zeit, spricht der Ewige der Heerscharen, nehme ich dich, Serubabel, Sohn Schealthiels, mein Knecht, spricht der Ewige, und halte dich wie den Siegelring; denn dich habe ich erwählet, spricht der Ewige der Heerscharen.” R. Acha bar R. Abun bar Benjamin hat im Namen des R. Acha bar R. Papi gesagt: Groß ist die Kraft der Busse, denn sie hebt das Verhängnis und den Schwur auf, das Verhängnis s. Jerem. 22, 30: „Schreibet auf diesen Mann” u. s. w. vergl. Hagg. 2, 23, und den Schwur s. Jerem. 22, 24: „Bei meinem Leben! spricht der Ewige, wäre auch Jechonja, der Sohn Jehojachims, der König von Juda, ein Siegelring an meiner rechten Hand” u. s. w. vergl. 1 Chron. 3, 17, woraus sich nach R. Tanchum bar R. Jeremja ergibt, dass Jesaja zwei Söhne hatte, der eine hieß Assir, weil er gefesselt im Kerker lag und der andere hieß Scheathiel, weil von ihm die Herrschaft des Davidischen Hauses wieder eingesetzt worden ist. Oder jener hieß darum Assir, weil Gott durch einen Eid sich selbst gebunden hatte und dieser hieß Scheathiel, weil Gott beim oberen Gerichtshof die Lösung seines Gelübdes verlangt hatte und dieser hat es ihm gelöst.
R. Ibo sagte: Zwei unbesonnene Bitten richteten die Israeliten an Gott, welche von den Propheten berichtigt wurden. Die Israeliten forderten nämlich Hos. 6, 3: „Er komme uns wie der Regen”, dagegen stellten ihnen die Propheten vor, dass doch der Regen oft eine Belästigung für die Menschen sei, wie z. B. für die Land- und Seereisenden, für die, welche die Dächer bestreichen und die Keltern treten, für die, welche dreschen, und für die, deren Zisterne voll Wasser und deren Kelter voll Wein ist, und ihr wünschet: er komme uns wie der Regen? Der Prophet Hosea (s. 14, 6) verbesserte es daher mit den Worten: „Ich will den Israeliten wie der Tau sein.” Ferner wünschten die Israeliten vor Gott: „Setze mich wie einen Siegelring auf dein Herz, wie einen Siegelring an deinem Arm”, die Propheten machten die Ausstellung: Das Herz wird bald gesehen, bald nicht gesehen, sein Siegel aber wird niemals gesehen, besser klingt die Bitte Jes. 62, 3: „Mögest du doch ein prächtiger Kranz in der Hand des Ewigen sein.” Gott antwortete darauf, sagte R. Simon ben Kusuth im Namen des R. Levi: Weder ihr noch eure Propheten verlangen Gehöriges und Geziemendes, ein König geht und seine Krone fällt von seinem Haupte herab und der Turban der Herrschaft ist gewichen. Was ist nun das Geziemende? S. Jes. 49, 16: „Dich, Zion, habe ich auf die Hände eingegraben, deine Mauern sind mir stets vor Augen.” „Wie der Mensch die Hände nicht vergisst, so vergesse ich auch dich nicht” s. das. V. 15.
Denn stark ist die Liebe, wie der Tod d. i. die Liebe nämlich, welche Gott zu euch hegt s. Mal. 1, 2.
fest wie die Hölle ihr Eifer d. i. in der Stunde, wenn ihr ihn durch Götzendienst ereifert s. Deut. 32, 16. 21.
Oder: Gewaltig zeigte sich die Liebe Jizchaks zu Esau s. Gen. 25, 28, hart wie die Hölle der Eifer Esaus gegen seinen Bruder Jacob s. Gen. 27, 41.
Oder: Gewaltig war die Liebe Jacobs zu seinem Sohne Joseph s. das. 37, 3, hart wie die Hölle zeigte sich der Neid seiner Brüder gegen ihn s. das. V. 11.
Oder: Gewaltig wie der Tod war die Liebe Jonathans zu David s. 1 Sam. 18, 1, hart wie die Hölle Sauls Eifersucht gegen David s. das. V. 9.
Oder: Gewaltig wie der Tod ist die Liebe, mit welcher der Mann an seinem Weibe hängt s. Koh. 9, 9, hart wie die Hölle ist seine Eifersucht, wenn er zu ihr spricht: Rede nicht mit dem und dem Manne, und sie geht doch und redet mit ihm s. Num. 5,  14.
Oder: Stark wie der Tod ist die Liebe, die das Geschlecht der Religionsverfolgung zu Gott hegte s. Ps. 44, 23, und hart wie die Hölle ist der Eifer Gottes für Zions Ehre s. Sach. 8, 2.
ihre Flammen sind Feuerflammen, Gottesflamme d. i. wie R. Berachja sagt, wie das überirdische Feuer, das weder das Wasser löscht, noch von diesem gelöscht wird.