V. 1. Sieh, schön bist du, meine Freundin! sieh, schön bist du

V. 1. Sieh, schön bist du, meine Freundin! sieh, schön bist du d. i.
schön bist du in der Ausübung der Pflichtgebote, schön in der Mildtätigkeit, schön in der Ausübung der Gebote, schön in der Beobachtung der Verbote, schön in der Erfüllung der häuslichen Vorschriften betreffs der Gabe vom Teige, der Hebe und Zehnten, schön in der Erfüllung der Vorschriften auf dem Felde betreffs des Einsammelns der vergessenen Garbe, des Eckstückes, des zweiten Zehnten und des Freigebens der Früchte, schön in der Beobachtung des Verbotes betreffs des Gemischten, schön im Tragen der Zizith, schön im Pflanzen, schön in der Vorhaut (s. Lev. 19, 23 f.), schön im vierten Pflanzen (d. i. das Pflanzen im vierten Jahr s. Lev. 19, 24. 25), schön in der Beschneidung, schön im Reißen, schön im Gebet, schön im Lesen des Schema, schön in der Mesusa, schön in den Thephillin, schön in der Laubhütte, schön im Lulab und Ethrog, schön in der Buße, schön in guten Werken, schön in dieser und schön in jener Welt.
Deine Augen Tauben.
„Deine Augen“ das sind die Synedrien, welche die Augen der Gemeinde (Versammlung) sind vergl. Num. 15, 24. Wie die 248 Glieder des menschlichen Körpers den Augen, so sollen auch die Israeliten jenen Folge leisten. Wie die Taube unschuldig ist, so sind auch die Israeliten auf ihrem Gange nach Jerusalem zu den Festzeiten unschuldig; wie die Taube gezeichnet ist, so sind auch die Israeliten gezeichnet durch Scheren, Beschneidung und Schaufäden; wie die Taube züchtig ist, so sind auch die Israeliten bescheiden; wie die Taube beim Schlachten ihren Hals hinstreckt, so geben auch die Israeliten willig sich dem Tode hin s. Ps. 44, 23; wie die Taube die Festpilger sühnt, so bewirken auch die Israeliten die Sühne der Völker durch die 70 Stiere, die sie am Hüttenfeste (Sukkoth) für dieselben darbringen, damit die Welt nicht von ihnen verheert werde s. Ps. 109, 4; wie die Taube, sobald sie ihr Männchen erkannt hat, sich keinem anderen mehr zuwendet, so wenden sich auch die Israeliten, seitdem sie Gott erkannt haben, keinem anderen mehr zu; wie die Taube zu ihrem Neste geht, ihr Nest, ihren Schlag, ihre Jungen und die Fenster ihrer Behausung kennt, so kennt auch jeder der in den drei Reihen sitzenden Schüler der Weisen den Platz, auf den er gehört; wie die Taube, wenn du ihr auch ihre Jungen unter ihr wegnimmst, ihren Schlag nicht verlässt, so unterlassen auch die Israeliten trotz des zerstörten Tempels nicht die Feier der drei jährlichen Feste; wie die Taube jeden Monat brütet, so erneuern auch die Israeliten jeden Monat die Ausübung des Gesetzes, die Vorschriften und guten Werke; wie die Taube ausfliegt nach weiter Ferne und dann wieder zu ihrem Schlage zurückkehrt, so auch die Israeliten s. Hos. 11, 11: „Sie eilen herbei wie Vögel“ d. i. das Geschlecht der Wüste, „wie Tauben aus dem Lande Assyrien“ d. s. die zehn Stämme, „und ich lasse“ diese und jene „wohnen in ihren Häusern, spricht der Ewige.“ Rabbi sagte: Es gibt eine Gattung von Tauben, deren Genossen, wenn man einer Futter gibt, es riechen und herbeifliegen, so kommen auch viele von anderen Nationen, wenn ein Alter predigt und bekennen sich zum jüdischen Glauben, wie Jethro und Rachab, und wie es auch in der Zeit des Chananja, Mischael und Asarja der Fall war. Warum? Auf die Frage antwortet Jes. 29, 23. 24. Rabbi sah einmal, dass die Versammlung bei seinem Vortrage eingeschlafen war. Um sie zu ermuntern, fing er an: Ein Weib in Ägypten brachte einmal 600000 zur Welt. Wer war dieses Weib? fragte ein Schüler, (es soll R. Ismael bar R. Jose gewesen sein). Jochebed war es, antwortete Rabbi, denn sie hatte Mose geboren, welcher soviel wog wie ganz Israel, das aus 600000 bestand s. Ex. 15, 1; 39, 32; Deut. 34, 10.
„Deine Augen Tauben“ d. i. dein Wesen gleicht der Taube. Wie die Taube Licht in die Welt brachte, ebenso bringen auch die Israeliten Licht in die Welt s. Jes. 60, 3. Wann brachte die Taube Licht in die Welt? In den Tagen Noachs s. Gen. 8, 11. Was bedeutet [ru? Soviel wie lyuq getötet s. das. 37, 33. R. Berachja sagte: „Hätte sie ihn nicht getötet, so wäre ein großer Baum daraus geworden.“ Und woher brachte sie es? Nach R. Levi von den Ranken im israelitischen Lande; darum sagen auch die Leute, dass das Land Israel von der Sündflut verschont geblieben sei s. Ezech. 22, 24. Nach R. Jochanan wurden (von der Flut) selbst die Mühlsteine im Wasser zerrieben. Nach R. Tirja wurden ihr die Pforten des Paradieses geöffnet und von daher brachte die Taube das Ölblatt. R. Ibo sagte: Hätte sie aus dem Paradiese nicht etwas Besseres, wie Zimt und Balsam, bringen können? Sie wollte dem Noach damit zu verstehen geben: Mein Herr! lieber das Bittere aus Gottes Hand, als das Süße aus deiner Hand.
hinter deinem Schleier. R. Levi sagte: Jede Braut, die garstige (hässliche) Augen hat, muss an ihrem ganzen Körper untersucht werden, aber
Eine Braut mit schönen Augen wird am ganzen Leibe taugen.
Wie das geflochten hinten herabhängende Haupthaar eine Zierde für das Weib ist, so war auch das hinter dem Tempel tagende große Synedrium eine Zierde für denselben. Wenn auch seine Mitglieder sonst klein und unansehnlich erschienen, bemerkte R. Abuhu, in der Sitzung zeigten sie sich groß an Geist, wie das Schuloberhaupt zu Sepphoris (Rab Huna).
R. Levi sagte: Das hier vorkommende Wort dibm ist arabisch, denn wenn der Araber sagen will: Mache mir Raum (yl xvra), so sagt er:           yl diba.
Dein Haar wie eine Herde Ziegen, die abwärts lagern am Gebirge Gilead d. i. den Berg, aus dem ich Wellen getrieben habe, machte ich zum Wellenzeugnis (di lg) für die Völker der Welt. Welcher ist es? Das Binsenmeer.
R. Josua von Sichnin im Namen des R. Levi sagte: Es ist der Berg, von dem wir erleuchtet worden sind. Wenn ein Weib viel Haare hat, so macht sie Wellen daraus (d. i. sie toupiert es), die hinten herabhängen, so dass der Kopf kahle Stellen zeigt (]yslg); wenn das Licht zu verlöschen droht, so treibt es die Flamme wellenartig empor.