V. 5: „Angerichtet ist der Tisch“
V. 5: „Angerichtet ist der Tisch“
d. i. der Tisch ist geordnet (arvtp trdc ), „die Wache wacht“ d. i. sie hat den Leuchter aufgestellt, sie zündet das Licht an, „macht euch auf, ihr Fürsten“ d. i. Cyrus und Darius, „salbet den Schild“ d. i. übernehmt die Regierung. Cyrus sprach zu Darius: Regiere du vor mir! Hat nicht Daniel, antwortete letzterer, ausdrücklich erklärt: Dir wird die Herrschaft genommen und an Medien und Persien gegeben werden (s. Dan. 5, 28)? „Medien zuerst und nachher Persien, folglich regiere du.“ Als der Frevler das hörte, ließ er seinen Heeren bekannt machen: Über jede Nation, über jedes Reich, das sich wider mich auflehnt, fallen wir her. Du Frevler! sprach Gott, an alle hast du gesendet, vielleicht auch an mich? Bei deinem Leben! dein Sturz (deine Bestrafung) wird von keinem anderen Orte erfolgen, als von mir, wie auch Ps. 75, 7. 8 geschrieben steht: „Weder vom Aufgang, noch vom Niedergang, noch vom Gebirge in der Wüste; denn Gott ist Richter, der diesen – Belschazar – erniedrigt, und jenen – Cyrus und Darius – erhöht“ und letztere waren des ersteren Thorhüter. Als Belschazar Daniels Weissagungen vernommen hatte (nämlich dass jene ihm das Reich entreißen würden), gab er den Befehl: ,,Jedem, der in dieser Nacht hier gesehen wird, wenn er euch auch sagt: ich bin der König, haut den Kopf ab; (wenn er euch auch sagte, er sei der König).“ In jener ganzen Nacht hatte er den Durchfall (Diarrhö) und ging hinaus. Wie er hinausging, bemerkten sie ihn nicht, aber wie er wieder hineinging, bemerkten sie ihn, und sie sprachen zu ihm: wer bist du? Er sprach zu ihnen: ich bin der König. Sie antworteten ihm; Hat nicht also der König befohlen: Jedem, der sich hier diese Nacht sehen lässt, selbst wenn er euch sagt: ich bin der König, haut den Kopf ab. Was taten sie? Sie nahmen das Gestell eines Leuchters und spalteten ihm damit sein Gehirn, wie Dan. 5, 30 geschrieben steht. In welcher Stunde wurde er erwürgt? Nach R. Eleasar in der Stunde des süßen Schlafes, nach R. Samuel bar Nachman in der Stunde zwischen Wolf und Hund (d. i. in der Zeit der ersten Morgendämmerung). Es besteht zwischen diesen beiden Ansichten keine Meinungsverschiedenheit, denn derjenige, welcher behauptet, dass er in der Stunde des süßen Schlafs ermordet wurde, nimmt an, er wälzte sich den ganzen Tag, so viele Zeit, als für ihn noch von der Regierung erfordert ward oder gebührte, (so lange war ihm von Gott zu regieren bestimmt), und derjenige, welcher sagt, dass er zwischen Wolf und Hund ermordet wurde, nimmt an, dass er jene ganze Nacht (in Folge der Angst) halb bewusstlos war, so viel, als er noch zu regieren hatte. Der Regierungswechsel vollzog sich, sagte R. Benjamin ben Levi, in einem solchen Zeitraume, wie zwischen einem und dem andern Bechertrunke stattfindet s. Ps. 75, 9, worauf auch der Prophet (s. Jes. 47, 1) (beißend) anspielt: „Lass dich herab, setze dich auf den Staub, jungfräuliche Tochter Casdim“ d. i. Maß gegen Maß. Dort (Thren. 2, 10) heißt es: „Sie setzen sich schweigend auf die Erde, die Alten der Tochter Zion“, hier heißt es: „Lass dich herab und setze dich auf den Staub.“ R. Hunja sagte: Jerusalem spricht zur Tochter Babels so: fort mit dir, du alte Sünderin, steige herab, o Buhlerin! Du wähnst eine Jungfrau zu sein, du bist schon ein altes Weib (eine Greisin), setze dich auf die Erde, es gibt keinen Thron, das Verdienst jenes Thrones hat aufgehört. Welches? S. Jes. 39, 1: „In derselben Zeit sandte Merodach Baladan, König von Babylon, Brief und Geschenke an Chiskia, da er gehört hatte, dass derselbe krank und wieder stark geworden sei.“ Man sagte; Merodach Baladan betete die Sonne an und pflegte in der sechsten Stunde zu essen und bis in die neunte zu schlafen. Allein an jenem Tage Chiskias, des Königs von Juda, wo die Sonnenkugel zurückgegangen war, da schlief er und als er aufstand, war es Morgen. Er wollte alle seine Heere (Diener) umbringen lassen. Ihr habt mich, sprach er zu ihnen, einen ganzen Tag und eine ganze Nacht schlafen lassen. Sie antworteten: Der Tag ist zurückgegangen. Er fragte sie: Welcher Gott hat das bewirkt? Sie antworteten: Der Gott des Chiskia. Gibt’s denn einen größeren Gott als den meinigen? Jawohl! Chiskia’s Gott ist größer als dein Gott. Sogleich sandte er Briefe und Geschenke an Chiskia, wie es heißt: „In dieser Zeit sandte Merodach Baladan“ u. s. w. Was stand in den Briefen geschrieben? Friede dem Chiskia, Friede dem großen Gotte, Friede Jerusalem! Als die Briefe abgesandt waren, besann er sich, dass er nicht recht getan habe, erst Chiskia und dann dessen Gott gegrüßt zu haben. Er stand von seinem Throne auf, tat drei Schritte, ließ die Briefe zurücknehmen und schrieb andere mit den Eingangsworten: Friede dem großen Gotte Chiskia’s, Friede dem Chiskia und Friede Jerusalem! Da sprach Gott: Du bist mir zu Ehren von deinem Thron aufgestanden und hast drei Schritte getan, bei deinem Leben! ich werde drei Könige, Weltbeherrscher, von dir erstehen lassen, die von einem Ende der Welt bis zum andern herrschen. Dieselben sind: Nebucadnezar, Evil Merodach und Belschazar. Da diese aber (Gott) gelästert, rottete Gott ihren Stamm aus der Welt aus, und setzte andere statt ihrer ein. R. Levi sagte: er öffnete ihnen die Bundeslade und zeigte ihnen die Gesetztafeln und sprach: mit diesen ziehen wir in den Krieg und siegen. (Die letzten Worte sind aus Pirke de R. Elieser zu ergänzen). Es heißt: „Chiskia war über die Gesandtschaft erfreut und zeigte ihr das Schatzhaus.“ Was ist das? Es sind nach R. Imi die von Sancherib erbeuteten Schätze. Nach R. Jochanan ist es eine Waffe, welche eine Waffe vernichtet. Nach R. Simeon ben Lakisch zeigte er der Gesandtschaft mit Elfenbein wie mit Wachs ausgelegte Paläste s. Am. 3, 15, nach R. Jehuda, wie Stein verhärteten Honig (eig. Honig so fest wie Stein). R. Levi sagte: Er zeigte ihr etwas mit den Worten: Dieses gebrauchen wir im Kriege und siegen.
Es heißt Jes. 47, 2 weiter: „Nimm die Mühle und mahle Mehl.“ Alle Leute mahlen Weizen, fragte R. Josua ben Levi und du sagst: Nimm die Mühle und mahle Mehl? Allein Jerusalem sprach zur Tochter Babels: Wäre ich nicht von oben bekriegt worden, so hättest du wider mich nichts vermocht; hätte der von oben nicht Feuer in mein Gebein gesandt s. Thren. 1, 13, so würdest du mir nicht haben beikommen können, jetzt aber hast du bereits gemahlenes Mehl gemahlen, einen getöteten Löwen erschlagen, einen brennenden Holzstoss angezündet.
Oder der Sinn der Worte: „Nimm die Mühle“ u. s. w. ist dieser: Früher haben andere für dich gemahlen, jetzt nimm du selbst die Mühle und mahle Mehl. „Deck auf deinen Schleier“ d. i. breite aus dein Verborgenes, nämlich den König, der innerhalb sieben Gemächer sich aufhält (also der vor aller Welt verborgen ist); „heb auf die Schleppe“ d. i. mache dir die Wege frei von Wasser; „durchwate die Ströme“ d. i. früher fuhrst du in silbernen und goldenen Wagen, jetzt entblöße den Schenkel und durchwate die Ströme; „es werde aufgedeckt deine Scham“ d. i. Maß gegen Mass. Wie dort alle ihre Verehrer sie gering schätzten, weil sie ihre Scham an ihr gesehen s. Thren. 1, 8, so decke auch hier deine Scham auf. R. Josua ben Levi sagte: Gott sprach: ich werde einst Strafen über die Tochter Babels bringen und wenn Daniel auch für dieselbe um Erbarmen beten sollte, wie für Nebucadnezar s. Dan. 4, 24 „so gebe ich ihm kein Gehör.“ Warum? (So spricht) Unser Erlöser, der Ewige, Zebaoth sein Name s. Jes. 47, 4