V. 7. Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder den Hindinnen auf dem Felde

V. 7. Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder den Hindinnen auf dem Felde.
Nach R. Elieser beschwor Salomo sie bei dem Himmel und der Erde und „bei den Heerscharen“ d. i. der Heerschar von oben (des Himmels) und der Heerschar von unten (der Erde). „Bei den Hindinnen des Feldes“ d. i. bei dem Wild des Feldes vergl. Hi. 5, 23.
Nach R. Chanina beschwor er sie bei den Stammvätern und den Stammmüttern, die darum hier Heerscharen genannt werden, weil sie (spricht Gott) meinen Willen (ynvybo) getan haben und ich habe meinen Willen an ihnen getan. „Oder bei den Hindinnen des Feldes“ d. i. bei den Stämmen s. Gen. 49, 21.
R. Jehuda bar R. Simon sagte: Er beschwor sie bei der Beschneidung. „Bei den Heeren“ d. i. beim. (jüdischen) Heer (abob) bei welchem sie als Kennzeichen dient. „Oder bei den Hindinnen des Feldes“ d. i. bei denen, die ihr Blut wie das einer Gazelle und eines Hirsches vergießen:
Die Rabbinen sagten: Er beschwor sie bei dem Geschlechte, das durch die Religionsverfolgung zu leiden hatte; „bei den Heeren“ d. i. bei denen, die in der Welt meinen Willen (ynvybo) getan haben und ich meinen Willen an ihnen erfüllt habe. „Oder bei den Hindinnen des Feldes“ d. i. bei denen, die ihr Blut zur Heiligung meines Namens vergossen haben, als wäre es das Blut einer Gazelle oder eines Hirsches s. Ps. 44, 23.
R. Chija bar Abba sagte: Wenn ein Mensch zu mir spräche: Gib dein Leben zur Heiligung des göttlichen Namens hin, so würde ich es hingeben, jedoch nur, wenn er mich gleich umbrächte, aber die Qualen im Zeitalter der Religionsverfolgung kann ich nicht ertragen. Was geschah (wie verfuhr man) im Zeitalter der Religionsverfolgung? Man brachte eiserne Stangen, und glühte sie weiss im Feuer und legte sie unter ihre Achselhöhlen und nahm ihnen auf diese Weise ihr Leben, oder man brachte zugespitzte Rohrstäbe und trieb sie ihnen unter die Nägel und ließ sie ihr Leben aushauchen. Das ist es, was David Ps. 25, 1 sagt: „Zu dir, Ewiger, erheb’ ich meine Seele.“ Es heißt: aysa ich lasse nehmen, weil sie ihre Seelen zur Heiligung des Namens Gottes sich nehmen ließen.
R. Osaja sagte: Gott sprach zu den Israeliten: Habt Geduld! ich mache euch wie ein Himmelsheer. R. Judan sagte im Namen des R. Meir: Gott sprach zu den Israeliten: Haltet ihr meinen Schwur, so mache ich euch wie ein himmlisches Heer, wo nicht, so mache ich euch wie ein irdisches Heer.
R. Jose bar Chanina sagte: Es handelt sich hier um zwei Schwüre, einer betrifft die Israeliten, der andere die Völker der Welt, jener vereidet die Israeliten, dass sie sich nicht gegen das Joch der Regierungen auflehnen und dieser betrifft die Regierungen, dass sie den Israeliten das Joch nicht zu sehr erschweren sollen, denn wenn sie das tun, führen sie vor der Zeit die Erlösung herbei (eig. vollziehen sie das Ende, ohne dass es Zeit ist).
R. Levi sagte mit Berufung auf Jes. 32, 1: Gott setzt nicht eher einen heuchlerischen König über sein Volk, als bis die Zeit gekommen ist, wo das gesprochene Urteil zur Vollstreckung kommen soll (eig. dass er ihre Rechtssache vorträgt und sie vollzieht).
R. Abuhu sagte im Namen des R. Tanchuma: Die israelitischen Vögte beschwerten sich bei Pharao, dass ihnen kein Stroh mehr geliefert werde und wegen der Ziegeln man zu ihnen spreche „Schafft euch solches“ und so werden deine Knechte gequält und du versündigst dein Volk s. Ex. 5 16 d. i. du versündigst dich an dir und an deinem Volke und an deiner (eigenen) Nation und du trägst selbst die Schuld, wenn die Herrschaft von dir genommen und einem anderen Volke gegeben wird.
R. Chelbo sagte: Vier Schwüre sind hier enthalten, dass nämlich die Israeliten sich gegen die Regierungen nicht empören, nicht auf das Ende (ihrer Leiden) dringen (sondern geduldig ausharren), ihre Geheimnisse den Völkern der Welt nicht enthüllen und endlich nicht alle auf einmal mit Gewalt aus der Gefangenschaft hinaufziehen sollen. Welche Mission hat nun der Messias? Er soll die vertriebenen Israeliten versammeln.
R. Unja sagte: Die vier Schwüre entsprechen den vier Geschlechtern, welche die bestimmte Zeit gewaltsam herbeiführen wollten und gefallen sind; das eine ist das Geschlecht in den Tagen Amrams, das andere das Geschlecht in den Tagen der Richter, und eine in der Zeit des (Eleasar) ben Dinai, eines der zelotischen Bandenführer zur Zeit, als Felix und Festus Procuratoren von Judäa waren, man nannte ihn nach Sota IX, 8 den Mördergesellen (Sicarier). S. auch Sifre zu Schoftim § 20, das Geschlecht in den Tagen Ben Kosiba (d. i. Kochbas) und das vierte das Geschlecht in den Tagen des Schutelach, des Ephraimiten s. Ps. 78, 9. Andere schalten zwischen dem Zeitalter Amrams und Kosebas noch das Zeitalter der Religionsverfolgung ein. Die Genannten berechneten die Zeit, in welcher Gott mit unserm Vater Abraham bei der Bundesschließung zwischen den Stücken geredet und fingen von der Geburt Jizchaks an. Was machten sie? Sie rotteten sich zusammen, zogen in den Krieg und es fielen viele von ihnen als Erschlagene, weil sie nicht auf den Ewigen vertrauten. und auf seine Hilfe nicht zuversichtlich harrten und den Schwur nicht beachteten.
weckt sie nicht auf, regt die Liebe nicht an, bis es ihr gefällt.
R. Judan sagte: Das ist die Liebe, welche Jizchak zu Esau hatte s. Gen. 25, 28. Was heißt das: „Bis es ihnen gefällt?“ Bis der Wunsch des Alten in Erfüllung ging.
R. Berachja sagte: Es ist hier von der Liebe Gottes gegen Israel die Rede, welche der Prophet Maleachi 1, 2 in Erinnerung bringt. Was heißt das: „Bis es ihnen gefällt?“ Die himmlische Macht wird die Erlösung eintreten lassen, wenn die Strafgerechtigkeit es wollen wird.