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V. 3. Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes

V. 3. Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes.
R. Huna und R. Acha sagten im Namen des R. Jose ben Simra: Sowie alle in der Sonnenhitze von dem Apfelbaum fliehen, weil er keinen Schatten bietet, so wollten auch die Völker der Welt am Tage der Gesetzgebung (auf dem Sinai) sich nicht unter Gottes Schatten (Schutz) begeben, aber Israel sprach: „Ich sitze mit Lust unter seinem Schatten und seine Frucht ist meinem Gaumen süß“ d. i. nur ich fand Lust an ihm, nicht aber die andern Völker.
R. Acha bar R. Sera gab zwei Erklärungen zu obigem Verse: 1) Wie der Apfelbaum erst die Blüte und dann die Blätter hervorbringt, so zeigten auch die Israeliten in Ägypten Glauben (Vertrauen), bevor sie noch die Verkündigung vernahmen s. Ex. 4, 31; 2) wie der Apfelbaum erst die Blüte und dann die Blätter hervorbringt, ebenso sprachen die Israeliten am Sinai zuerst: Wir wollen tun und dann hören, wie es heißt: „Wir wollen tun und gehorchen.“
Auch R. Asarja gab zu obigem Verse zwei Vergleichungen: 1) Sowie der Apfelbaum erst im Monat Sivan seine Früchte zur Reife bringt, ebenso verbreitete Israel einen Wohlgeruch in demselben Monat s. Ex. 19, 1. 2; und 2) sowie von der Blüte bis zur Reife der Früchte beim Apfelbaum ein Zeitraum von 50 Tagen ist, ebenso viel Zeit verstrich auch vom Auszuge der Israeliten aus Ägypten bis zur sinaitischen Gesetzgebung s. das. 19, 1.
R. Jehuda bar R. Simon stellte folgende zwei Vergleichungen an: 1) Wie dir mit diesem Apfel für einen (römischen) Assar (oder Ass, einen geringen Preis) mancherlei Düfte geboten werden, so könnt auch ihr, sprach Mose zu den Israeliten, durch etwas Geringes erlöst werden. Gleich einem, der an seinen Füssen litt und zu allen Ärzten ging, um sich heilen zu lassen, aber kein Arzt ihm helfen konnte, da kam ein Mann und sprach zu ihm: Wenn du geheilt sein willst, so kann das durch eine Kleinigkeit geschehen, binde dir nur Kuhmist um die Füße. Ebenso sprach Mose zu den Israeliten: Wollet ihr erlöst sein, so kann das sehr leicht bewerkstelligt werden s. Ex. 12, 22: „Nehmt nur ein Bündel Ysop und taucht es in das Blut im Becken“ u. s. w. Sie fragten: Mose, unser Lehrer! was für ein Bündel? Eins zu vier oder fünf Minen? Es kann selbst eins zu einer Mine sein, antwortete Mose, und ihr werdet dadurch viel Beute machen in Ägypten, am Meere, von Sichon und Og und von den 31 Königen. Und nun erst der Lulab, welcher dem Menschen so teuer zu stehen kommt und in dem so viele Gebote enthalten sind! Deshalb empfiehlt Mose ernstlich den Israeliten: „Nehmt euch ein Bündel Ysop am ersten Tage.“ 2) Gleich einem Könige, der einen Edelstein und Perlen hatte, da kam sein Sohn und sprach zu ihm: Gib mir sie. Sie sind dein, sprach der König, und bleiben dein, ich werde dir sie schon geben. So sprechen auch die Israeliten vor Gott: Meine Macht, mein Lobgesang ist Jah s. das. 15, 2. Ebenso spricht Gott zu den Israeliten: Die Macht (zvi) d. i. das Gesetz, ist nicht mein, es ist euch zugedacht und ich gebe es euch s. Ps. 29, 11.
R. Levi sagte: Drei schöne Hoffnungen nährten die Israeliten am Meere: sie hofften auf das Gesetz, wie es heißt: „In seinem Schatten begehr ich zu sitzen“ und Fahnen zu erhalten, wie es heißt: „ich begehre“ und die Stiftshütte zu errichten, wie es heißt: „zu sitzen“ vergl. Sam. 7, 6, wo dasselbe Wort ytbsy steht; wie auch R. Menachman gesagt hat: Aus den Worten Ex. 15, 22: „Sie zogen hinaus nach der Wüste Schur, sie wanderten in der Wüste drei Tage und fanden kein Wasser“ lässt sich folgern, dass sie sich selbst prophezeiten, sie würden einst Lager, Kohorten und Reihen bilden, wie eine Weinbergpflanzung.
Seine Frucht ist süß meinem Gaumen d. s. nach R. Jizchak die zwölf Monate, welche die Israeliten vor dem Sinai zubrachten, und ihnen die Worte des Gesetzes süß schmeckten, aber nur ihrem Gaumen, nicht dem Gaumen der Völker der Welt, welchem sie wie Wermut schmeckten.
Wenn es Lev. 1, 1 heißt: „Er rief Mose, und der Ewige redete zu ihm vom Stiftszelte aus“, so folgert R. Eleasar daraus, dass die Israeliten, obgleich das Gesetz vom Sinai gegeben worden war, doch nicht eher für die Handhabung desselben verantwortlich waren, als bis es ihnen im Stiftszelte erläutert worden war, gleichwie auch ein mit Unterschrift und Siegel versehenes Edikt (hmguvydl) für die Bewohner eines Landes nicht eher eine bindende Kraft hat, als bis es ihnen erläutert worden ist, was auch mit den Worten angedeutet wird: „Bis ich ihn bringe in meiner Mutter Haus“ d. i. der Berg Sinai, „in meiner Mutter Kammer“ d. i. das Stiftszelt, wo die Israeliten erst für die Befolgung der Lehre verpflichtet wurden.
Josua ben Levi sagte: Wenn die Völker gewusst hätten, dass das Stiftszelt ihnen so von Nutzen wäre, so würden sie es mit Zelten und Lagern umgeben haben. (Vergl. Midr. r. Wajikra r. Par. 1) Solange das Stiftszelt noch nicht stand, liefen sie aus ihren Palästen, wenn sie den Wortlaut vernahmen s. Deut. 5, 23. Das Wort ging nach R. Simeon zweigestaltig (d. i. verschieden wirkend) aus, lebenbringend für Israel s. das. 4, 33: du hörtest es und lebtest, und todbringend für die Völker der Welt, sie hörten es und kamen dabei um, darum wird Cant. 8, 5 gesagt: „Unter dem Apfelbaum flösste ich dir Liebe ein“ d. i. vom Stiftszelte aus.
R. Chija hat gelehrt: Die Stimme verbreitete sich nicht über das Stiftszelt hinaus.
R. Jizchak sagte: Solange das Stiftszelt noch nicht stand, waltete über den Völkern der prophetische Geist, nachdem aber das Stiftszelt errichtet war, hörte er auf. „Da fand ich ihn, den meine Seele liebt“ (s. Cant. 3, 4). Sollte dir eingewendet werden: Hat nicht Bileam ben Beor geweissagt? so sage: Das geschah zum Ruhme Israels s. Num. 24, 5; 23, 21. 23. 10; 24, 19.