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V. 2. Er küsse mich mit Küssen seines Mundes

V. 2.  Er küsse mich mit Küssen seines Mundes.
Wann hat diese Liebe sich geäußert? Nach R. Chanina bar Papa: am Meere vergl. Cant. 1, 9, nach R. Juda bar R. Simeon: am Sinai, wo die Sänger das Hohelied sangen vergl. Ps. 68, 26. Nach R. Nathan soll Gott zur Verherrlichung seiner Größe der Urheber des Hohenliedes sein, denn es heißt: „Lied der Lieder des Königs Salomo“ d. i. des Königs, welchem der Friede gehört. Rabban Gamliel schreibt es den Dienstengeln zu, indem er die Überschrift auf diese Weise erklärt: Das Lied der Sänger in der Höhe (,yrs hlim ls).
Nach R. Jochanan ist das Lied in Bezug auf den Sinai gesagt worden vergl. V. 2, R. Meir will es auf das Stiftszelt bezogen wissen vergl. 4, 16, in welcher Stelle die Worte ]vpo yrvi auf das Brandopfer sich beziehen, welches an der Nordseite geschlachtet wurde, dagegen die Worte ]myt yavbv die Friedensopfer andeuten, welche an der Südseite geschlachtet wurden, die Worte yng yxyph bedeuten das Stiftszelt, vymsb vlzy das wohlriechende Räucherwerk, ydvd aby die Schechina, vygm yrp lkayv die Opfer. Die Rabbinen beziehen alle diese Verse auf das Heiligtum. Nach R. Acha bezieht sich vom Verse ]vyrpa (s. Cant. 3, 19) an alles folgende bis zum Ende des Abschnittes auf den Tempel. Die Rabbinen machen alle Verse von ]vyrpa ab und weiter zu einer Einleitung zu dem Abschnitte Num. 7, 1: „Und es geschah am Tage, dass Mose die Aufrichtung des Stiftszeltes beendet hatte“. Nach der Meinung des R. Chanina bar Papa, welcher das Lied auf den Durchzug der Israeliten durch das Meer deutet, sind die Worte des obigen Verses dahin zu verstehen: Er lasse den heiligen Geist auf uns ruhen, dass wir vor ihm viele Loblieder zu singen vermögen. Nach der Meinung des Rabban Gamliel, welcher annimmt, dass die Dienstengel das Hohelied gesprochen haben, ist der Sinn des Verses dieser: (Die Dienstengel sagen nämlich:) Er (Gott) gebe uns von den Küssen, die er seinen Kindern (bei der Sinaitischen Gesetzgebung) gegeben hat. Nach der Meinung des  R.  Meir, der das Lied auf die Stiftshütte bezieht, ist der Sinn der Worte: Er lasse uns das Feuer herabkommen und nehme die ihm dargebrachten Opfer an. Nach der Meinung des R. Jochanan, welcher das Lied auf den Sinai bezieht, ist der Sinn dieser: Er lasse uns Küsse aus seinem Munde hervorgehen.
Oder: Er küsse uns mit Küssen seines Mundes. R. Jochanan hat gesagt: Ein Engel trug jedes Wort (jeden Ausspruch) Gottes hinweg und ging damit von einem Israeliten zum andern mit der Frage: Nimmst du diesen Ausspruch an? Derselbe enthält so und so viele Rechtssätze, so und so viele Strafarten, so und so viele Verordnungen, so und so viele leichte und schwere Gebote und so und so viele Belohnungen. Wenn der Gefragte mit Ja antwortete, so folgte die andere Frage: Erkennst du die Gottheit des Allerhöchsten an? Wenn er auch diese Frage bejahte, so gab er ihm sogleich einen Kuss auf seinen Mund, was mit den Worten Deut. 4, 35 ausgedrückt ist: „Dir ist’s gezeigt worden, um es zu erkennen“ d. i. durch einen Sendboten, „dass der Ewige allein Gott ist und keiner mehr außer ihm“. Nach den Rabbinen ging der Ausspruch selbst von einem Israeliten zum andern und fragte: Nimmst du mich an, so und so viele Rechtssätze sind in mir enthalten, so und so viele Strafarten, so und so viele Verordnungen, so und so viele leichte und schwere Gebote und so und so viele Belohnungen? Antwortete der Gefragte mit Ja, dann gab ihm der Spruch sogleich einen Kuss auf seinen Mund, wie das Orakel zu Didymoi (oder wie der Sturmwind mit Wohlgeruch) und erteilte ihm weiteren Unterricht, wie auch Deut. 4, 9 geschrieben ist: „Nur hüte dich, dass du die Worte nicht vergissest, welche deine Augen gesehen haben“. Es heißt: „Die Worte, welche deine Augen gesehen haben“ d. i. wie das Wort mit dir gesprochen hat, oder die zwei Aussprüche (d. i. die zwei ersten Gebote), welche die Israeliten aus dem Munde Gottes selbst vernommen haben. R. Josua ben Levi sagte: „Die Rabbinen begründen ihren Ausspruch damit, erst nach Schluss des Dekalogs steht: rede du mit uns, und wir wollen hören (und es möge nicht Gott mit uns reden).“ Was macht aber R. Jochanan (der sagte: ein Engel habe die Worte Gottes jedem Israeliten gebracht, damit (hl) d. i. mit den Worten ,yhla vnmi rbdy lav himsnv vnmi hta rbd? gylp er teilt (die zehn Worte; Israel hat nur die zwei ersten Worte:                          alv ykna ;l hyhy von Gott selbst gehört, und vor dem dritten Worte     ast  al sagten sie ,yhla vnmi rbdy lav) denn die Thora beobachtet die Reihenfolge nicht (hrvtb rxvamv ,dqvm ]ya). Wenn also gleich       vnmi rbdy lav am Ende der zehn Worte steht, so haben die Israeliten dies doch schon nach dem zweiten Gebote gesagt. Oder Worte: „Rede du mit uns“ sind nach den ersten zwei, drei Geboten gesprochen worden. R. Asarja und R. Jehuda bar R. Simon im Namen des R. Josua ben Levi ergriffen seine (des  R. Jochanan) Meinung und sagten:  Es heißt Deut. 33, 4: „Die Thora hat uns Mose befohlen“ d. i. die ganze Thora enthält 613 Ge- und Verbote, das Wort hrvt jedoch hat nur 611 in der Zahl d. i. die Gebote, welche Mose mit uns geredet hat, aber die beiden Gebote: Ich bin (ykna) und: Dir soll nicht sein (;l hyhy alv) haben wir nicht aus dem Munde Moses, sondern aus dem Munde Gottes vernommen. Das wollen die Worte sagen: Er küsse uns mit Küssen seines Mundes.
Wie ging das Wort aus dem Munde Gottes? Nach R. Simeon ben Jochai ging es von der rechten Seite Gottes zur linken Israels, zog dann um das Lager Israels, das einen Umfang von 18 Quadratmil hatte, kehrte dann von der rechten Seite Israels zur linken Gottes zurück und wurde von diesem mit seiner Hand empfangen und auf die Tafel eingegraben, wobei seine Stimme von einem Ende der Welt bis zum andern drang, um zu erfüllen, was Ps. 29, 7 geschrieben steht. Die Rabbinen warfen die Frage auf: Gibt es denn oben eine linke Seite? Es wird doch Ex. 15, 6 nur eine rechte erwähnt? Das Wort muss daher von Gottes rechter Seite zur rechten Seite Israels, dann um das Lager Israels in einem Umkreise von 18 Quadratmil von der rechten Seite Israels zur rechten Gottes zurückgegangen und von diesem mit seiner rechten Hand empfangen und auf die Tafel eingegraben worden sein, und der Laut drang von einem Ende der Welt bis zum andern, wie Ps. 29, 7 gesagt ist.
R. Berachja sagte: R. Chelbo hat mir gelehrt, dass das Wort sich von selbst in die Tafel eingegraben habe und nachdem dies geschehen, verbreitete sich sein Laut von einem Ende der Welt bis zum andern s. das. 29, 7; allein ich wandte ihm ein: Es steht ja: Die Tafeln waren beschrieben mit dem Finger Gottes? Du denkst (durch Einwürfe) mich zu erwürgen s. Deut. 9, 10, entgegnete R. Chelbo. Was ist denn der Sinn jener Worte? fragte ich. Er antwortete: Wie ein Schüler, welcher schreibt, und sein Lehrer zeigt es ihm mit dem Finger. R. Josua sagte: Die Israeliten haben nur zwei Gebote aus dem Munde Gottes vernommen, nämlich: Ich bin (ykna) und: es soll dir nicht sein (;l hyhy alv), wie es heißt: „er küsse mich mit Küssen seines Mundes“ d. i. nicht mit allen Küssen; die Rabbinen dagegen sagen, dass die Israeliten alle Gebote aus dem Munde Gottes vernommen haben, und R. Josua von Sichnin im Namen des R. Levi führt als Grund für die Meinung der Rabbinen die Worte an: „Und sie sprachen zu Mose: rede du mit uns und wir wollen hören.“ Was macht nun R. Josua ben Levi mit diesem Verse? Er entscheidet, dass es in der Thora kein Früher und Später gibt, oder dass die Worte: „rede du mit uns und wir wollen gehorchen“ (von den Israeliten) nach dem zweiten oder dritten Gebote gesprochen worden seien. R. Asarja und R. Jehuda bar Simon im Namen des R. Josua ben Levi ergriffen den Einwand und meinten, da es  Deut, 33, 4  heißt: „Die Thora hat uns  Mose befohlen“, dass die Israeliten nicht die ganze Thora vernommen haben, welche 613 Ge- und Verbote enthält; da das Wort. hrvt selbst aber nur 611 in der Zahl hat, so folgt daraus, dass Mose nur so viele Gebote mit den Israeliten geredet hat, die beiden (fehlenden) Gebote aber: „Ich bin“ und: „es soll dir nicht sein“ hat Mose nicht mit ihnen geredet, sondern sie haben dieselben unmittelbar aus dem Munde Gottes vernommen.
R. Jochanan legte den Vers auf die Israeliten aus, als sie an den Berg Sinai gekommen waren. Sie gleichen einem Könige, der mit der Tochter guter und vornehmer Eltern sich vermählen wollte und durch einen Gesandten um sie werben ließ. Derselbe erhielt von ihr die Antwort: Ich bin nicht einmal würdig, seine Magd zu sein, aber doch will ich es aus seinem eigenen Munde hören. Der Gesandte kehrte mit freundlicher Miene zum König zurück, ohne ihm seine Unterredungen (Gespräche) mit dem Mädchen mitzuteilen. Der König, welcher klug war, sprach: Seine heitere Miene scheint mir anzudeuten, dass mein Antrag eine beifällige Aufnahme gefunden, die Unterredungen mit ihr hat er mir nicht mitgeteilt, es scheint mir, dass sie geäußert hat: Ich will den Antrag aus seinem Munde hören Ebenso ist Israel die Tochter von gutem Herkommen, der Gesandte ist Mose und der König ist Gott. In dieser Stunde hinterbrachte Mose dem Ewigen die Worte des Volkes. Wozu braucht dann noch zu stehen: Mose berichtete die Worte des Volkes dem Ewigen? Allein weil es heißt Ex. 19, 9 „Ich komme zu dir in einer dicken Wolke, damit das Volk mich mit dir reden höre und auch an dich immer glaube“, so berichtete Mose die Worte des Volkes: Das Volk verlangt deine Worte unmittelbar von dir zu hören. Man lässt das Kind vernehmen, was es gern hört, fuhr Gott fort, darum sage dem Volke, dass es sich heilig halte und seine Kleider wasche s. das. 19,10.
R. Pinchas sagte im Namen des R. Levi: Hier lässt sich das Sprichwort anwenden: Der von einer Schlange Gebissene fürchtet sich vor dem Strick. So sprach auch Mose: Weil ich ehemals gesagt habe: Sie werden mir nicht glauben, meiner Stimme nicht Gehör geben s. Ex. 4, 1, so habe ich (wegen Verleumdung) das meinige aus ihren Händen empfangen (er wurde mit Aussatz gestraft s. das. V. 6), was tue ich ihnen jetzt?
R. Simon ben Jochai hat gelehrt: Die Israeliten verlangten also, sie sprachen: Wir wollen die Herrlichkeit unsres Königs sehen.
R. Pinchas sagte im Namen des R. Levi: Es war schon damals bekannt vor Gott, dass die Israeliten einst seine Ehre (d. i. sein Wesen) mit einem Anderen vertauschen würden s. Ps. 106, 20, Damit sie nicht sagen können: Wenn er uns seine Größe und Herrlichkeit gezeigt hätte, so würden wir an ihn geglaubt haben, da jenes aber nicht geschehen ist, so sind wir jetzt auch wegen unseres Unglaubens nicht strafbar, um zu bestätigen, was  Ps. 143, 2 geschrieben steht.
R. Judan im Namen des R. Juda bar R. Simon und R. Simon und R. Nechemja. R. Jehuda sagte: In der Stunde, als die Israeliten die Worte Ex: 20, 2 hörten: „Ich bin der Ewige, dein Gott“, war die Lehre des Gesetzes in ihr Herz gesenkt, welche sie lernten und nicht wieder vergaßen. Sie kamen zu Mose und sprachen: Unser Lehrer! sei du der Gesandte zwischen ihm und uns, „sprich du mit uns, wir wollen gehorchen“ s. Ex. 20, I9, warum sollen wir nun sterben s. Ex. 20, 20? Welchen Nutzen gewährt unser Untergang? Sie lernten nunmehr, aber sie vergaßen es wieder. Da dachten sie: Sowie Mose Fleisch und Blut ist, so ist auch sein Unterricht vergänglich. Sie kamen daher wieder zu Mose und sprachen: O unser Lehrer Mose! möchte er (Gott) sich uns zum zweiten Mal offenbaren! o möchte er (Gott) uns küssen, möchte die Lehre des Gesetzes doch wieder Wurzel in unserm Herzen schlagen, wie ehemals! Das wird jetzt nicht der Fall sein, antwortete er, wohl aber einst s. Jerem. 31, 33.
R. Nechemja sagte: Als die Israeliten die Worte Ex. 20, 3 hörten: „Du sollst keine fremden Götter vor meinem Angesicht haben“, wurde der böse Trieb aus ihrem Herzen entwurzelt. Sie kamen zu Mose und sprachen: Unser Lehrer! sei du Dolmetscher zwischen ihm und uns, wie es heißt: „Rede du mit uns, wir wollen gehorchen“. Warum sollen wir sterben? Welchen Vorteil bietet unser Untergang? Da kehrte der böse Trieb wieder zu seinem Orte zurück. Sie kamen nun wieder zu Mose und baten: O unser Lehrer Mose! möchte er (Gott) sich uns zum zweiten Mal offenbaren! o möchte er (Gott) uns küssen! Jetzt nicht, antwortete Mose, aber einst wird es geschehen s. Ezech. 36,26.
R. Eleasar sagt: Einem Könige gleich, welcher einen Weinkeller hatte. Es kam ein Gast und er mischte ihm einen Becher und reichte ihm denselben und gab einen solchen ebenso auch einem zweiten Gaste, als aber sein Sohn kam, bot er ihm seinen ganzen Weinkeller dar. Ebenso wurden Adam sieben Verhaltungsregeln, Ge- und Verbote gegeben, welche in den Worten Gen. 2, 16 enthalten sind, denn das Wort voyv bezieht sich auf den Götzendienst vergl. Hos. 5, 11, **** auf die Lästerung Gottes vergl. Lev. 24, 16, ,yhla auf die Richter vergl. Ex. 22, 8, ,da li auf Blutvergießen vergl. Gen. 9, 6, rmal auf Unzucht vergl. Jerem. 3, 1, ]gh /i lkm auf den Raub vergl. Gen. 2, 16. Dem Noah wurde die Zahl der Verbote um eins, nämlich das Glied vom lebenden Tiere betreffend s. das. 9, 4. “Dem Abraham ward das Gebot der Beschneidung;“ (absichtlich sind von Abraham an die Gebote von den früheren 7 noachidischen getrennt, weil zu jenen (nämlich Beschneidung, Spannader u. s. w.) nur die Israeliten verpflichtet sind, zu den 7 noachidischen aber alle Menschen): „Jizchak weihete sie  (die  Beschneidung) ein zu acht Tagen, Jakob erhielt das Verbot der Spannader; Juda das der Leviratsehe; Israel (erhielt die Vorschrift) über alle Ge- und Verbote.
R. Jose bar R. Chanina und die Rabbinen nahmen als Beispiel einen König an, welcher durch Herzöge, Eparchen und Kriegsobersten die Rationen (Tractamente) an seine Legionen verteilen lässt, seinem Sohn aber sie selbst, mit eigner Hand verabreicht. R. Jizchak sagte: Gleich einem Könige, welcher Brötchen (Leckerbissen) aß, als aber sein Sohn kam, gab er ihm dieselben sofort. Die Rabbinen sagen: Gleich einem Könige, welcher ein Stück (Fleisch) aß, welches er aber sofort seinem ankommenden Sohne gab. Manche sagen: Gott entzieht es seinem Munde und gibt es ihm (dem Menschen), wie es Prov. 2, 6, heißt: „Denn der Ewige gibt Weisheit aus seinem Munde, Erkenntnis und Einsicht.“ R. Nechemja sagte: Wenn zwei Mitschüler, welche sich mit einer halachischen Frage beschäftigen, verschiedener Meinung sind, ein jeder sie mit Gründen unterstützt, da zollt Gott beiden seinen Beifall. Selbst der Hauch eines jeden, sagt R. Jehuda, ist dem Allerhöchsten wohlgefällig, wie es heißt Hi. 35, 16: „Hiobs Hauch öffnete seinen Mund“ d. i. Gott sprach: Ich finde Lust daran. Die Rabbinen sagten: Ihre Seelen werden einst mit einem Kusse hinweggenommen werden.
Wir finden, sagte R. Asarja, dass Aarons Seele s. Num. 33, 38, sowie die seines Bruders Mose s. Deut. 34, 5 und die seiner Schwester Mirjam s. Num. 20, 1 nicht anders als mittelst eines Kusses genommen worden ist. Was bedeutet ,s? Sowie dort (bei Mose und Aaron), so war auch hier das Verscheiden durch einen Kuss vor sich gegangen, allein die Schrift fand es für unschicklich, es hier deutlich auszudrücken. Woher lässt sich beweisen, dass auch das Verscheiden aller übrigen Frommen mittelst des Kusses sich vollzieht? Aus dem Verse des Hohenliedes: „Er küsst mich mit Küssen seines Mundes.“ Hast du dich mit den Worten der Thora so beschäftigt, dass deine Lippen bewaffnet sind, so werden zuletzt alle dich auf deinen Mund küssen.
Oder: „Er küsse mich mit Küssen seines Mundes.“ Er bewaffne mich, er reinige mich, er schließe sich an mich, er küsse mich. Er bewaffne mich, wie 1 Chron. 12, 2 geschrieben steht. Die Worte der Thora werden darum mit Waffen verglichen, sagte R. Simeon bar R. Nachman, weil wie die Waffen in ihren Herrn im Kampfe erhalten, so auch die Worte der Thora den erhalten, der sich mit ihnen hinreichend bemüht.
Als Beweis führt R. Chana bar Acha Ps. 149, 6 an mit der Erklärung: Sowie das zweischneidige Sehwert auf zwei Seiten verzehrt, so gewährt auch die Thora ein zweifaches Leben, das Leben in dieser und in jener Welt. Das in dem angeführten Psalm vorkommende Wort tvypyp erklärt R. Jehuda dahin: Es ist die Thora gemeint, die durch einen Mund  (txa hpb) verkündet und durch viele Munde (tvypb) verbreitet worden ist. R. Nechemja deutet den Plural auf die zwiefache Lehre, die gegeben worden ist, auf die mündliche (hpb dxa) und die schriftliche (btkb dxav). Die Rabbinen sagen: Sie beschließen über die Oberen und sie leisten Folge und sie beschließen über die Unteren und sie leisten Folge. R. Josua von Sichnin im Namen des R. Levi sagte: Die Rabbinen können sich berufen auf 1 Chron. 24, 5: „Denn die Obersten des Heiligtums und die Obersten Gottes waren aus den Söhnen Eleasars und aus den Söhnen Ithamars.“ Die Obersten des Heiligtums sind die Dienstengel vergl. Jes. 43, 25, und die Obersten Gottes sind die Israeliten vergl. Ps. 82, 6; denn sie beschließen über die Oberen und sie leisten Folge und sie beschließen über die Unteren und sie leisten Folge in Reinheit.
Oder: Er küsse mich mit Küssen seines Mundes. Er reinige mich, er schließe sich an mich, er küsse mich. Welcher zwei Zisternen mit einander verbindet“, dass nämlich beide zusammen das vorgeschriebene Maß für ein Tauchbad haben, nämlich 40 Sea (hac ,yibra hvqm rviys), wenn keines von beiden hac ´m Wasser hat, kann man sie verbinden, und haben die beiden, die dann miteinander zusammen eines bilden, 40 Sea, so darf man jedes der beiden als Tauchbad benutzen, wenngleich jedes derselben für sich nicht 40 Sea Wasser enthält.
Oder: Er küsse mich mit Küssen seines Mundes. Er küsse mich, er schließe sich an mich vergl. Ezech. 3, 13.
Oder: Er küsse mich. Er lasse mir die Küsse aus seinem Munde laut hervorgehen.
Denn lieblicher ist deine Liebe als Wein.
Es ist gelehrt worden (Mischna Aboda sara fol. 29b): R. Ismael fragte den R. Josua, als sie miteinander eine Reise machten, warum der Käse der Heiden verboten sei. Er antwortete, weil sie ihn im Magen eines gefallenen Tieres gerinnen lassen. Allein, wandte jener ein, der Magen von Ganzopfern unterliegt doch strengerem Verbote, als der Magen eines gefallenen Tieres und dennoch haben die Rabbinen gesagt, dass ihn ein Priester, der nicht ekel ist, darf ihn roh ausschlürfen (nämlich die darin gestandene Milch darf er ausschlürfen). Was heißt hprvs ? ausschlürfen; nicht: er schlürfte sie aus, sondern: er darf ausschlürfen. R. Simeon ben Lakisch sagt (auf das Wort: vl vdvh alv sie haben aber nicht zugestimmt): sie haben dieses Trinken der Milch aus dem Lab eines Ganzopfers betrachtet, wie wenn man aus unreinem Gefäße trinkt (das darf man nicht), er darf davon keinen Genuss haben (hnhn al vom Ganzopfer), aber er begeht (wenn er sie trinkt) keine Veruntreuung am Heiligen (livm alv; im Midrasch steht falsch lyivm alv, das hieße: wo er keinen Vorteil hat s. Raschi zu Aboda sara f. 29b  auf die Worte ]ylivm alv ]ynhn ]ya vrma lba vl vdvh alv. „Wenn dem so ist (da ist im Midr. ein Passus der Mischna Aboda sara ausgelassen, nämlich: er sagte ihm dann als Grund, weil man ihn gerinnen lässt im Magen der Kälber, die vor Götzen geopfert wurden), warum hat man dann nicht nur das Essen des Käses von Heiden, sondern auch die hanh, einen Vorteil daraus zu ziehen (z. B. verkaufen) verboten? (Von Priestern ist hier nicht die Rede). vkv ,ybvu arvq hta ;ayh ist die Antwort Ismaels im Midrasch ausgefallen, sie muss aus Aboda sara fol. 29b ergänzt werden, sonst fehlt der Zusammenhang: Liest du ;ydd oder ;yydd (deine Brüste)? Er antwortete: ;ydd ,ybvu yk. R. Josua aber sagte darauf: Das ist nicht so (]k rbdh ]ya), denn der folgende Satz gibt darüber Aufschluss: Beim Geruche deines Öles u. s. w., ;ynms ist männl., folglich muss es ;ydvd heißen. Und warum hat er es ihm nicht mitgeteilt? Weil es, wie R. Jonathan bemerkte, erst unlängst verboten worden war und R. Ismael noch klein war. R. Simeon ben Chalaphta, und R. Chaggi im Namen des R. Samuel bar Nachman sagte: Es steht geschrieben: „Schafe kleiden dich“ d. i. solange deine Schüler klein sind, sollst du ihnen die Worte der Thora nicht ganz erklären, sind sie herangewachsen und Schüler der Weisen geworden, dann magst du ihnen die Geheimnisse der Thora bekannt machen. R. Simeon ben Jochai führte zum Beweise die Worte Ex. 21, 1 an: „Dies sind die Rechtsvorschriften, welche du ihnen vorlegen sollst.“ Das Wort ,yst vorlegen, will sagen: Sowie der Schatz hmys nicht allen bekannt ist, so ist es auch der Inhalt der Thora nicht. R. Huna sagte, dass Chama bar Ukba gefragt habe: „Wenn er ihn nur auf etwas anderes bringen wollte, so hätte er ihn auf die 5 zweifelhaften Stellen bringen sollen“, nämlich über tas Gen. 4, 7, ryra Gen. 49, 6. 7, rxm Ex. 17, 9, ,ydqvsm Ex. 37, 20 und ,qv Deut. 31, 16 (ob nämlich diese Worte mit dem vorausgehenden oder nachfolgenden Worte zu verbinden sind), also ob Gen. 4, 7 byut ,a alh tas ist’s nicht also, wenn du dich gut aufführst, so kannst du dein Angesicht erheben, oder byut al ,a tas trage, wenn du dich nicht gut aufführst, zu lesen ist? R. Tanchuma sagte: ich habe noch einen anderen Vers, wo die Stellung des Wortes zweifelhaft ist Gen. 34, 7, nämlich ob daselbst: ,imsk hdsh ]m vab bqiy ynbv die Kinder Jacobs kamen vom Felde, als sie hörten, oder vab ,imsk vgv hdsh ]m als sie hörten, kamen sie vom Felde und die Männer betrübten sich, zu lesen ist? R. Jizchak sagte: Es heißt: „Und der Ewige gebot mir.“ Es gibt Dinge, welche er nur zwischen mir und sich besprochen hat und es gibt Dinge, welche er mir gesagt hat, dass ich sie meinen Kindern sagen sollte. R. Ilai sagte: Es gibt Dinge, welche den Mund verschließen (d. i. die nicht gesagt oder enthüllt werden dürfen). So heißt es einmal Ps. 119, 11: „In meinem Herzen berg ich dein Wort, damit ich mich an dir nicht versündige“, und ein andermal heißt es das. V. 13: „Mit meinen Lippen erzähle ich alle Gebote deines Mundes.“ Wie lassen sich diese beiden Schriftstellen miteinander ausgleichen? Auf diese Weise. Solange Ira Hajairi, der Lehrer Davids, lebte, verbarg ich deine Rede in meinem Herzen, als er aber gestorben war, erzählte ich sie mit meinen Lippen.
Oder: „Denn lieblicher ist deine Liebe als Wein.“ Die Worte der Thora gleichen einander, sie schließen sich einander an, sie sind miteinander verwandt wie Oheim oder der Sohn des Oheims. Es heißt Lev. 11, 36: „Nur Quelle und Brunnen und Wasserbehälter sollen rein sein“, weil sie tauglich machen (Machschirin sind), wie es heißt das. V. 38: „So aber Wasser auf den Samen getan ist.”
R. Simeon bar Abba im. Namen des R. Jochanan sagte: Die Worte der Schriftgelehrten sind beliebter als die Worte der Thora. „Warum?“ (Warum sind die Worte der Schriftgelehrten  beliebter?) Weil  es  heißt Cant. 7, 10: „Und dein Mund wie köstlicher Wein?“ R. Chabraja sagte im Namen des R. Jochanan: Die Worte der Schriftgelehrten sind beliebter als die Worte der Thora, wie es heißt: „denn köstlicher sind deine Liebkosungen als Wein.“
Wer sagt: Die Tephillin sind gar nicht geboten, so dass er veranlasst, ein biblisches Gebot zu übertreten, ist nicht strafbar, wer aber sagt: (Die Tephillin sind ja geboten, aber) wer lehrt: fünf Häuschen (müssen die Tephillin haben), so dass er hinzufügt zu den Worten der Schriftgelehrten, ist strafbar. R. Abba bar Kahana im Namen des R. Jehuda ben Pasi hat diesen Satz aus folgendem entnommen. R. Tarphon sagte: Ich war einst auf dem Wege und neigte mich zu lesen (das Schema am Abend) nach den Worten der Schule Schammais und brachte mich dadurch in die Gefahr, von Räubern angefallen zu werden. Daraus siehst du, wenn er das Lesen unterlassen hätte, so würde er nur ein Gebot übertreten haben, jetzt aber; wo er gelesen hat, da schwebte er in Lebensgefahr (eig. da verschuldete er sein Leben). Hieraus ergibt sich, dass die Worte der Schriftgelehrten beliebter (wichtiger) sind, als die Worte der Thora.
R. Chanina bar R. Ada im Namen des R. Tanchum bar Acha sagte: Sie sind sogar gewichtiger als die Worte der Thora und Prophetie, wie es heißt Micha 2, 6: „Weissaget nicht! sie sollen weissagen!“ denn der Prophet Micha stellt 2, 11 letztere dem Weine gleich, das Hohelied 1, 2 zieht die Überlieferung dem Weine vor. Es verhält sich damit, wie mit zwei Gesandten (;yrunmlp Parlamentairen), die ein König nach einem Lande abordnet. In Bezug auf den einen schrieb er: Wenn er euch mein Siegel und Petschaft vorzeigt, so schenkt ihm Glauben, wenn er das aber nicht tut, so glaubet ihm nicht; in Bezug auf den andern aber schrieb er: Selbst wenn er euch nicht mein Siegel und Petschaft zeigt, könnt ihr ihm glauben. So verhält es sich auch mit den Worten der Prophetie, es heißt Deut. 13, 2: ;,Denn ein Prophet ist in deiner .Mitte erstanden“, von den Worten der Schriftgelehrten dagegen heißt es Deut. 17, 11: „Nach dem Gesetze, das sie dich lehren“ u. s. w. Es heißt nicht: hrvth ;rvt rsa, sondern ;vrvy rsa; ferner heißt es nicht: rmat rsa upsmh liv, sondern ;l vrmay rsa, „und nach dem Rechte, das sie dich lehren, sollst du tun, nicht weichen sollst du von dem Spruche, den sie dir verkünden, weder zur Rechten, noch zur Linken“ d. i. wenn sie von Rechts sagen, es sei Rechts, und von Links, es sei Links, gehorche ihnen; ja sogar, wenn sie was Rechts ist, sagen,  es sei Links, und was Links,  es sei Rechts,  (gehorche ihnen).
Oder: „Denn köstlicher sind deine Liebkosungen, als Wein.“ Die Worte der Thora werden mit Wasser, Wein, Öl, Honig und Milch verglichen; mit Wasser s. Jes. 55, 1. Wie das Wasser von einem Ende der Welt zum andern fließt vergl. Ps. 136, 6, so verbreitet sich auch die Gotteslehre von einem Ende der Welt bis zum andern s. Hi. 11, 9; wie das Wasser der Welt Leben spendet s. Cant. 4, 15, so gibt auch die, Thora der Welt Leben s. Prov. 4, 22 vergl. Jes. 55, 1; wie das Wasser vom Himmel kommt s. Jerem. 10, 13, so kam auch die Thora vom Himmel s. Ex., 29, 22; wie das Wasser rauscht s. Ps. 29, 3, so wurde auch die Thora von Donnerstimmen begleitet s. Ex. 19, 16; , sowie das Wasser erquickend ist s. Jud. 15, 19, ebenso ist es die Thora s. Ps. 19, 8; wie das Wasser den Menschen von Unreinigkeit reinigt s. Ezech. 36, 25, so reinigt auch die Thora den Menschen vom Unreinen s. Ps. 12, 7; wie das Wasser den Körper reinigt s. Lev. 14, 9, so reinigt auch die Thora den Körper s. Ps. 119, 140; wie das Wasser die Blöße des Meeres bedeckt s. Jes. 2, 9, so deckt die Liebe heischende Thora die Mängel Israels s. Prov. 10, 12; sowie das Wasser in Tropfen herabfällt und zu Strömen wird, ebenso wird die Thora dem, der täglich auch nur zwei Halachot kennen lernt, ein sprudelnder Bach; wie Wasser nur dem Durstigen angenehm schmeckt, so ist auch die Thora nur dem angenehm, der sich in ihr abmühet, oder eig.: sie ist dem nicht angenehm, der sich nicht in ihr abmühet; sowie das Wasser den hohen Ort verlässt und der Niederung zuströmt, ebenso findet die Thora nicht beim Hoffärtigen, sondern nur beim Demütigen eine Ruhestätte; sowie das Wasser nicht in silbernen, sondern in irdenen Gefäßen sich frisch erhält, ebenso erhält sich auch die Thora nur in dem, welcher sich selbst wie ein irdenes Gefäß macht; wie in Bezug auf das Wasser der Grosse sich nicht schämt zum Kleinen zu sprechen: Lass mich trinken, so schämt sich auch der Grosse nicht zum Kleinen zu sprechen: Erkläre mir einen Abschnitt, einen Vers, selbst einen Buchstaben; sowie der Mensch im Wasser, wenn er nicht zu schwimmen weiss, den Tod findet (verschlungen wird), ebenso verhält es sich auch mit den Worten der Thora, wenn der Mensch nicht in ihnen zu schwimmen und Bescheid zu geben weiss, wird er schließlich verschlungen. Aber nicht wie das Wasser, das nach den Gärten (Parkanlagen) und Abtritten und Badehäusern geleitet wird, sagte R. Chanina von Cäsarea, sind die Worte der Thora s. Hos. 14, 10. Wie das Wasser das Wachstum der Pflanzen befördert, sagte R. Chama bar Ukba, so machen den groß (berühmt) die Worte der Thora, der sich mit ihnen bemüht. Damit man aber nicht glaube, wie das Wasser, je länger es sich in einem Kruge befindet, stinkend und säuerlich wird, dass es sich auch mit den Worten der Thora so verhalte, so wird sie auch mit dem Weine verglichen. Wie dieser, je älter er im Kruge wird, vorzüglicher wird, so auch die Worte der Thora, je älter sie im Körper des Menschen werden, desto ausgezeichneter werden sie an Größe. Oder wie das Wasser im Körper nicht erkennbar ist, meinst du, dass es sich auch mit den Worten der Thora so verhalte? Darum wird sie mit dem Weine verglichen. Wie der Wein im Körper (Leibe) erkannt wird, so werden auch die Worte der Thora im Körper erkannt. Man winkt und zeigt mit dem Finger und sagt: Das ist ein Gelehrter. Oder wie das Wasser nicht das Herz erfreut, meinst du, dass auch die Wörter der Thora es nicht erfreuten? Darum wird sie mit dem Weine verglichen, wie dieser das Herz erfreut s. Ps. 104, 15, so erfreuen auch die Worte der Thora das Herz s. das. 19, 11. Damit man aber nicht meine, dass wie der Wein manchmal dem Kopf und dem Körper schädlich ist, es auch mit der Thora so sei, so wird diese mit Öl verglichen. „Wie Öl den Kopf und Körper lieblich macht.“ Wenn sie dem Honig gleichen, so könnte man glauben, wie in diesem Uneinigkeit (,yroq) ist, so auch in der Thora; darum ist sie mit Milch verglichen, wie diese rein ist, so auch die Thora; wie aber die Milch geschmacklos ist, so könnte man glauben, dass es auch die Thora sei, darum ist sie mit Milch und Honig zusammen verglichen; beide vermischt, sind unschädlich, so auch die Thora. s. Prov. 3, 8, vergl. das. 4, 22.
Oder unter „deinen Geliebten“ sind die Altväter zu verstehen, welche lieblicher sind „als Wein“ d. i. als die Fürsten. Oder unter „deinen Geliebten“ sind die Tieropfer gemeint, welche vorzüglicher sind „als Wein“ d. i. als die Trankopfer.
R. Chanina sagte: Wenn Mose gewusst hätte, wie beliebt die Tieropfer wären, so würde er, als die Israeliten zu dem bewussten Werke (dem goldenen Kalbe) kamen, alle die in der Thora verordneten Opfer zur Sühne dargebracht haben, allein er berief sich eiligst auf das Verdienst der Väter Abraham, Jizchak und Jacob s. Ex. 32, 13. Oder unter „den Geliebten“ sind die Israeliten gemeint, welche beliebter sind als „Wein“ d. i. als die (70) Völker der Welt; denn das Wort ]yy Wein hat soviel in der Zahl, denn y ist 10 und ist y 10 und n ist 50, um dir zu lehren, dass Israel vor Gott mehr gilt als alle Völker.