V. 11. Sein Haupt das feinste Gold
V. 11. Sein Haupt das feinste Gold d. i.
das Gesetz s. Prov. 8, 22. R. Hunja sagte im Namen des Resch Lakisch: Das Gesetz war schon 2000 Jahre vor der Weltschöpfung vorhanden s. das. 8, 30, da tausend Jahre bei Gott nur wie ein Tag sind s. Ps. 90, 4, dem „feinsten Golde“ gleichen die Worte des Gesetzes Ps. 19, 11.
seine Locken Hügel an Hügel d. i. das Lineal; schwarz wie der Rabe d. s. die Buchstaben.
Oder unter den „Locken“ sind die Hügel (,ylyt ylyt) von Halachot zu verstehen. Selbst die Dinge, sagte R. Asarja, die du für Dornen im Gesetze ansiehst, sind Hügel an Hügel. Durch wen werden sie erhalten? Durch denjenigen, welcher schwarz wie der Rabe früh und abends (d. i. vom Morgen bis Abend) sich damit beschäftigt.
R. Jochanan sagte: Die Zeit der Einheimsung der Thora (wie man die Frucht auf die Tenne bringt), ist nur Nachts. (hnr ist das Studium des Gesetzes) s. Prov. 31, 15 und Thren. 2, 19. R. Simeon sagt: Auch der Tag passt dazu, wie es heißt Josua 1, 8: „Denke darüber nach am Tage und in der Nacht.“ Resch Lakisch sagte: R. Jochanan hat mich trefflich belehrt, die Zeit der Einheimsung der Thora ist nur Nachts.
R. Simeon ben Lakisch sagte: „Als ich mich bei Tag mit der Thora beschäftigte, erleuchtete sie mich in der Nacht.“ (hlylb yl arhnm) d. i. was ich tags gelernt hatte, ward mir nachts klar.
R. Jochanan von Sepphoris legte den Vers auf diese Weise aus: Wir haben vor uns einen hohen Erdhaufen, der beseitigt werden soll. Der Unbesonnene spricht: Wer kann es? Was spricht der Kluge? Er sagt: Ich schaffe zwei Körbe voll am Tage und zwei des Nachts hinweg, morgen ebenso, bis der Platz geräumt ist. Ebenso spricht der Unbesonnene: Wie kann ich das ganze Gesetz samt den Abhandlungen darüber, als die 30 Kapitel des Traktates Nesikin, die 30 Kapitel des Traktates Kelim erlernen? der Besonnene aber sagt: Ich lerne heute zwei Halachot, morgen wieder soviel u. s. w., bis ich sie endlich alle innehabe.
R. Janai nimmt mit Anknüpfung an Prov. 24, 7 dieses Beispiel an. Eine gelöcherte Masse hängt sehr hoch im Raum (in der Luft) eines Hauses. Der Narr spricht: Wer kann sie herabnehmen? Der Kluge aber spricht: Hat sie nicht einer hinauf gehängt? Ich nehme zwei Röhren, binde sie aneinander und hole sie herab. Ebenso spricht der Unbesonnene: Wer kann die Thora erlernen, die der Rabbi weiss? der Kluge aber spricht: Hat er es nicht auch von einem andern erlernt? Heute lerne ich zwei Halachot, morgen wieder soviel, bis ich mir die Thora dieses Gelehrten angeeignet habe.
R. Levi sagte: Gleich einem durchlöcherten Korbe, dessen Besitzer Arbeiter gedungen hatte, um ihn zu füllen. Der Narr sagt: Was hilft es mir, was ich auf dieser Seite hineinschütte, läuft auf der anderen wieder heraus; der Kluge aber sagt: Erhalte ich nicht meinen Lohn und empfange ich nicht Lohn für jedes Fass (das ich hineinfülle) vom Besitzer des Fasses? Ebenso sagt der Thor: Siehe, ich lerne das Gesetz, vergesse es aber wieder, was nützt es mir? Der Kluge aber spricht: Gibt mir Gott nicht Lohn für die Mühe? denn R. Levi hat gesagt: Selbst die Dinge in der Thora, die dir nur wie bloße Strichlein (geringfügig) vorkommen sollten, sind so erheblich, dass sie die Welt zu zerstören und in einen Schutthaufen zu verwandeln vermögen (d. i. sie großen Schaden anrichten können) z. B. wenn du aus dem Buchstaben d in dxa Deut. 6, 4 ein r machen, oder wenn du das r in rxa Ex. 34, 4 in d verwandeln, oder wenn du Lev. 22, 2 anstatt des x in vllxy aly und sie sollen meinen Namen nicht entheiligen ein h, oder anstatt des x in ytykxv Jes. 8, 17 ein h, oder anstatt des h in llht Ps. 150, 6 ein x, oder anstatt des k in vsxk Jerem. 5, 12 ein b, oder anstatt des b in vdgb Hos. 5, 7 ein k, oder anstatt des k in hvhyk 1 Sam. 2, 3 ein b setzen wolltest, so würdest du die Welt zerstören (d. i. ein großes Unheil verursachen).
R. Abuhu bar Kahana sagte mit Bezug auf die zuletzt angezogene Stelle: Alles wird hinfällig, du aber wirst nicht hinfällig, es gibt nichts, was dich hinfällig macht (überdauert).
Schwarz wie der Rabe.
R. Alexandri bar Haderin und R. Alexandri Karuba sagten: Wenn sich auch alle Weltbewohner zusammentun wollten, um einen Rabenflügel weiss zu machen, sie vermöchten es nicht, ebenso wenig werden alle Weltbewohner, wenn sie sich zusammentun wollten, den kleinsten Buchstaben im Gesetze, das 1 ausreißen können, was du vom König Salomo lernen kannst, der, weil er diesen kleinsten Buchstaben im Gesetze nicht achtete, sich eine schwere Anklage zuzog. Wer klagte ihn an? Nach R. Josua klagte ihn das y im Worte hbdy Deut. 17, 16 an.
R. Simeon ben Jochai sagte: Das Deuteronomium stieg hinauf (zum Himmel), warf sich vor Gott nieder und sprach vor ihm: Herr der Welt! du hast in deinem Gesetze gleichsam ein Testament niedergelegt, das, wenn ein Teil aufgehoben wird, ganz ungültig wird. Der König Salomo will den Buchstaben y im Gesetze entfernen. Gott antwortete: Eher wird der König Salomo und hundert seines Gleichen vergehen, als du in der Welt.
R. Josua ben Karcha sagte: Die y im Namen Sarais stieg hinauf und warf sich vor Gott nieder und sprach: Herr der Welt! du hast mich aus dem Namen dieser Tugendhaften, der Gattin unseres frommen Vaters Abraham herausgerissen und ihr den Namen Sara gegeben. Er antwortete: Geh, früher warst du der letzte Buchstabe (in jenem) und dazu noch in einem weiblichen Namen, jetzt werde ich dich einem männlichen Namen einverleiben und zwar im Anfange (als ersten Buchstaben) darin, welcher sogar ein Gerechter in der Welt sein wird, wie es heißt Num. 13, 16: „Und Mose nannte Hosea ben Nun Josua.”
R. Eleasar bar Abuna sagte im Namen des R. Acha: Im sechsundzwanzigsten Zeitalter beschwerte sich der Buchstabe a vor Gott. Herr der Welt! sprach er, du hast mich zum ersten der Buchstaben gemacht und doch fängt die Schöpfungsgeschichte mit dem zweiten an (eig. und doch nicht mit mir die Welt erschaffen, sondern mit b), wie es heißt: vgv tysarb „im Anfange schuf Gott die Himmel und die Erde?” Gott antwortete: Meine Welt und was sie füllt, habe ich nur wegen des Gesetzes erschaffen s. Prov. 3, 19, morgen werde ich mich offenbaren und den Israeliten das Gesetz geben, in welchen du im Anfange der Gebote (Worte) stehen sollst, und ich werde mit dir beginnen, wie es Ex. 20, 2 heißt: ykna „ich bin der Ewige, dein Gott.”
Bar Chuta sagte: Warum heißt der Buchstabe Aleph? Weil er vom tausendsten Geschlechte angenommen worden ist s. Ps. 105, 1.
R. Jehuda legte den Vers auf die Schüler der Weisen (Gelehrten) aus. Obgleich sie in dieser Welt hässlich und schwarz wie der Rabe erscheinen, so werden sie einst wie Blitz und Flamme leuchten s. Nach. 2, 5.
R. Samuel bar Jizchak legte den Vers auf die Abschnitte des Gesetzes aus, welche Satzungen enthalten; obgleich sie hässlich und schwarz wie der Rabe sind und zu öffentlichen Vorträgen sich nicht eignen, so spricht doch Gott: sie sind mir angenehm s. Mal. 3, 4, was du daraus erkennen kannst, weil die Abschnitte Lev. 15, 24 und 25—33 nicht zusammen, sondern jeder für sich gesagt worden sind.
R. Simeon ben Lakisch sagte: Das Fell (Hülle) des Gesetzes, das Gott gegeben, bestand aus weißem Feuer, die Schrift (die eingezeichneten Buchstaben) in schwarzem Feuer, es selbst war Feuer, ausgehauen aus Feuer, gemischt mit Feuer und gegeben im Feuer s. Deut. 33, 2: „Von seiner Rechten kam das Feuergesetz an sie.”