V. 10. Seine Säulen hat er gemacht von Silber

V. 10. Seine Säulen hat er gemacht von Silber 

s. Ex.  27, 10, von Gold seine Lehne s. das. 26, 29, das Inwendige ist gepolstert mit Liebe d. i.
nach R. Judan der Verdienst wegen der Thora und der Verdienst der Frommen, die sich mit ihr beschäftigen. Nach R. Asarja im Namen des  R. Juda im Namen des R. Simeon ist damit die Schechina gemeint.  Es heißt einmal 1 Reg. 8, 11: „Die Priester konnten dort nicht  stehen, um den Dienst zu verrichten“, und ein anderesmal heißt  es Ezech. 10, 4: ,,Der Hof war voll vom Glanz der Herrlichkeit  des Ewigen.“ Wie lassen sich diese beiden Verse ausgleichen (da  nach dem ersten nur das Haus, nach dem zweiten der ganze Hof  von der göttlichen Herrlichkeit erfüllt war)? R. Josua von Sichnin  sagte im Namen des R. Levi: Das Stiftszelt glich einer Höhle, nahe am Meere. Tritt das Meer aus, so überschwemmt es die Höhle, und diese wird voll Wasser, jenem aber fehlt nichts. Das Stiftszelt war voll vom Glanze der Schechina, die Welt aber hatte darum nicht weniger von der Schechina.
Wann ließ sich die Schechina in die Welt nieder? An dem  Tage, an welchem das Stiftszelt aufgestellt wurde s. Num. 7, I.
R. Jehuda bar R. Ilai deutete den Vers auf die Bundeslade,  welche unter dem Bilde eines Tragsessels hier dargestellt ist. Was  ist ]vyrpa? amvyrp Tragsessel. Einem Könige gleich, welcher eine einzige Tochter hatte, die lieblich, fromm und lobenswert war. Für diese meine Tochter, sprach er zu seinen Dienern, fertigt ihr  keinen Tragsessel? Macht ihr einen solchen, dass die Schönheit meiner Tochter aus dem Tragsessel sichtbar werde! So sprach auch  Gott: Meine Thora ist so lieblich, ausgezeichnet und vortrefflich, und ihr tut nichts für ihre Aufbewahrung? Fertigt ihr eine Lade, dass die Schönheit meiner Thora aus der Bundeslade erkannt werde! Ebenso ließ der König Salomo d. i. der König, dem der Frieden gehört, „von den Bäumen des Libanon“ sich eine Lade machen s.  Ex. 25, 10; 37, 1. „Seine Säulen von Silber“, die zwei nämlich, welche im Innern standen, waren von Silber; „seine Lehne von  Gold“, wie es heißt das. V. 2: „Und er überzog sie mit reinem  Golde;“ „sein Polster von Purpur“ d. i. nach R. Tanchuma der Vorhang, nach R. Bibi aber die Decke, welche wie Purpur aussah:  „sein Inneres ausgelegt mit Liebe von den Töchtern Jerusalems“  d. i. nach R. Judan die Tugendkraft des Gesetzes und seiner Pfleger,  nach R. Asarja im Namen des R. Juda im Namen des R. Simon  die Schechina.
R. Abba bar Kahana sagte: Nach Ex. 29, 43 war sogar der Raum hinter dem Deckel nicht leer von der Schechina. Ein Heide  fragte den R. Josua ben Karcha: Warum sprach Gott aus dem Dornbusche und nicht aus einem andern Baume zu Mose? Wenn  es aus einem andern Baume, wie aus einem Johannisbrotbaum oder einer Sykomore geschehen wäre, so würdest du auch dieselbe Frage getan haben, und ich hätte dir geantwortet, jedoch um dich nicht  leer ausgehen zu lassen, gebe ich dir hiermit die Antwort: Es soll  dir zeigen, dass kein Ort auf Erden, selbst nicht der Dornbusch, leer von der Schechina ist; selbst aus dem Dornbusch sprach Gott mit ihm.
Oder unter ]vyrpa ist das Heiligtum (der Tempel) zu verstehen, welchen der wirkliche König Salomo (yadv hmls) aus Bäumen vom Libanon erbaute s. 2 Chron. 2, 7. „Seine Säulen waren von Silber“ s. 1 Reg, 7, 21; „seine Lehne von Gold“, wie gelehrt worden ist: Das ganze Haus war, mit Ausnahme der Hinterseiten der Türen, mit Gold überzogen. Allein nach R. Jizchak bezieht sich das nur auf den zweiten Tempel, beim ersten Tempel waren  selbst die Hinterseiten der Türen mit Gold überzogen. Es wurden,  wie angegeben wird, sieben Arten von Gold dabei verwendet:  1) gutes Gold vergl. Gen. 2, 12, wo das Gold gut genannt wird; denn nach R. Jizchak ist derjenige glücklich, der es in seinem Hause, sowie derjenige, der es zum Geleite (auf Reisen) hat. 2) reines Gold d. i. solches, an dem, wenn es in den Ofen gebracht worden war, nichts fehlte. R. Juda im Namen des R. Ami sagte: Salomo ließ 1000 Talente Gold tausendmal ins Feuer bringen, bis dieselben  auf ein Talent zu stehen kamen. Es ist aber doch gelehrt worden,  dass R. Jose bar R. Jehuda gesagt hat: An dem Leuchter im salomonischen Tempel, obgleich er 80 mal ins Feuer gebracht war,  fehlte gegenüber dem in der Wüste gefertigten Leuchter nicht mehr  an Gewicht als ein gordianischer Denar beträgt? Das war dort der  Fall, allein hier fehlte sehr wenig daran. 3) getriebenes (gestrecktes) Gold, was dehnbar wie Wachs ist; hadrianisches hatte das Gewicht  eines Ei, diocletianisches dagegen das Gewicht eines gordianischen  Denars. 4) „verschlossnes Gold“, weil es verschlossen war vor allen Goldbesitzern (denn keiner derselben besaß ähnliches). Es heißt doch aber 1 Chron. 29, 4: „7000 Zentner geläutertes Silber war zur Überziehung der Wände  gebraucht worden“, war es denn Silber, es war doch Gold? Allein  es wird hier Silber genannt, weil es alle Goldinhaber beschämte (als  gering erscheinen ließ) und aus ihm waren alle Gerätschaften gefertigt, wie Schwerter, Sägen, Schaufeln, Messer, Opferschalen,  Fleischgabeln, Löffel und Feuerpfannen. Nach R. Jizchak von Magdala sind es Schlüssel. R. Simai sagte: Es ist das Loch, worin die Türangel sich bewegt, um dir zu lehren, dass selbst eine geringfügige Sache im Heiligtum nicht fehlte. 5) geschiedenes Gold,  welches, wie R. Patriki, der Bruder des R. Derusa im Namen des  R. Abba bar R. Buna sagte, dem Schwefel gleicht, der im Feuer funkelt. Nach R. Abun hat es den Namen von seinem Lande Uphas  (zpva) ( Vergl. Dan. 10, 5.). 6) geläutertes Gold. Es ist solches, sagte man bei R.  Janai, welches wie Ölbeeren geschnitten werden kann und womit  man die Straussen füttert und es geht geläutert fort. Bei R. Judan  bar R. Simeon dagegen wurde gesagt: es ist solches Gold, das, wenn es auch sieben Jahr im Mist vergraben war, trotzdem geläutert herauskommt. 7) Gold von Parvaim s. 1 Chron. 3, 6. Diesen  Namen hat es nach Resch Lakisch daher, weil es dem Stierblute  ähnlich sieht, nach anderen, weil es fruchtbar war, denn als Salomo  den Tempel baute, bildete er davon alle Arten von Bäumen und zur  Zeit, wo die Bäume des Feldes Früchte trugen, trugen auch die im Heiligtum stehenden Bäume Früchte und sie ließen dieselben herabfallen und man sammelte sie und verwandte sie zur Ausbesserung des Hauses. Diese Bäume verdorrten zurzeit, als Manasse das Götzenbild im Tempel aufstellen ließ s. Nach. 1, 4, aber einst wird Gott sie wieder bringen s. Jes. 35, 2.
„Sein Polster von Purpur“ s. 2 Chron. 3, 14; „sein Inneres ausgelegt mit Liebe“ d. i. nach R. Judan das Verdienst der Thora und der Gerechten, die sich mit ihr beschäftigen. Nach R. Asarja im Namen des R. Juda im Namen des R. Simon ist dabei an die Schechina zu denken.
Oder „das Prachtbett“ stellt die Welt vor, welches „der König Salomo“ d. i. der König, dem der Friede gehört, „aus den Bäumen  des Libanon“ d. i. aus dem unteren (irdischen) Allerheiligsten erbaute; denn so ist gelehrt worden: Als die Bundeslade genommen  war, fand sich daselbst ein Stein aus den Zeiten der ersten Propheten vor, welcher hyts genannt wurde, weil er als Grundstein der Welt galt s. Ps. 50, 2. „Die Säulen von Silber“ bedeuten die  Adelskette (]ycxy tlsls), „die Lehne von Gold“ geht auf die Erd- und Baumfrüchte, welche für Gold verkauft werden, „betreffs des Polsters von Purpur“ s. Deut. 33, 26; „sein Inneres mit Liebe geschmückt“ d. i. nach R. Judan das Verdienst der Thora und der Gerechten, welche sich mit ihr beschäftigen, oder nach R. Asarja im Namen des R. Juda im Namen des R. Simon die Schechina.
Oder unter ,,dem Prachtbett“ ist der Thron der göttlichen Majestät zu verstehen, „welchen sich der König Salomo“ d. i. der König des Friedens „von den Bäumen des Libanon“ d. i. das obere  (überirdische) Allerheiligste machte, das dem unteren (irdischen) Allerheiligsten entsprach s. Ex. 15, 17; „seine Säulen von Silber“ vergl.  Hi. 26, 11; „seine Lehne von Gold“ d. i. von den Worten des Gesetzes s. Ps. 19, 11 ; „sein Polster von Purpur“ vergl. Ps. 68, 34;  „sein Inneres ausgelegt mit Liebe.“ R. Berachja und R. Bun sagten  im Namen des R. Abuhu: Vier majestätische Geschöpfe gibt es, es ist der Adler unter den Vögeln, der Ochs unter den Landtieren,  der Löwe unter den Waldtieren, das höchste unter allen aber ist der Mensch, und alle hat Gott der Heilige, gebenedeiet sei er, genommen und in den Thron der Herrlichkeit gegraben, wie es Ps. 103, 19 heißt: „Der Ewige hat seinen Thron in den Himmeln errichtet“ d. i. über alle Hohen, woraus du erkennen kannst, dass er  über alles herrscht.